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Musikvermittlung II

Im Schlot der Vermittlung. Foto: Hufner
Im Schlot der Vermittlung. Foto: Hufner

Jetzt habe ich doch wirklich lange überlegen müssen, was mich heute früh bei meiner Sitzung beschäftigt hatte. Die Reaktionen auf den ersten Artikel zur Musikvermittlung von Waldo de los Rios und die Frage, wie wird denn eigentlich Popmusik vermittelt und an wen? Und dabei fiel mir auf, dass es das „Vermitteln“ durch Genregrenzen hindurch tatsächlich gibt. Spontaner erster Gedanke: Cathy Berberian mit Ticket to ride. Beatles für ein (altes) Klassikpublikum? Arrangiert wurde es zudem von Louis Andriessen. Mag ich. Ist eigen. Aber ist es vermittelt. Wie sieht es mit dem Jazz aus, der Folk-Music.

Geistiges Eigentum als Rohstoff der Zukunft

Weiter in der Aufarbeitung der Vergangenheit. Ebenfalls 1999 entstand dieses Fragment zum Thema „Geistiges Eigentum als Rohstoff der Zukunft“. Das war auch damals ein Schlagwort. Hier wurde in einem Fragment der Versuch unternommen, die Begriff in Relation zu setzen. 

Tanker Eigentum. Foto: Hufner
Tanker Eigentum. Foto: Hufner

Die Bedeutung des Eigentumsbegriffs hat sich in der letzten zeit nachhaltig verändert. Denn im Prinzip ist das, was man gemeinhin unter Eigentum im Sinne des Grundgesetzes versteht nicht vermehrbar. Das Eigentum an Grund und Boden, das Eigentum an materiellen Ressourcen ist prinzipiell beschränkt. Hier geht es eigentlich nur um Umverteilung des Bestehenden. Nur die Verwertung des materiellen Eigentums lässt sich verändern. mehr davon

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Das Leben ändern, nicht die Kunst

Das Leben ändern, nicht die Kunst. Foto: Hufner
Das Leben ändern, nicht die Kunst. Foto: Hufner

Seit einiger Zeit wird immer wieder behauptet, dass die Menschen und die Künste nicht zusammen fänden. Man macht da gewiss Unterschiede zwischen den Künsten. Bildende Kunst und Dichtung gelten als nur bedingt problematisch. Bei Musik gibt es ein Riesendurcheinander. Musikvermittlung wird eingesetzt. Denn irgendwie müssen doch Musik und Menschen einander finden. Ist es wirklich so und ist es wirklich so schlimm? Edgar Wind und Adorno haben da ganz eigene Erfahrungen beschrieben.

-dung

Der Aufschrei war groß, aber das Gejammer blieb klein, als Marcel Reich-Ranicki die Annahme des Deutschen Fernsehpreise ablehnte: Vor einem teils ungläubigen Publikum, das sich in seiner glotzenden Einfältigkeit hinsonnte. Zaghaft schubste man den alten Mann von der Bühne mit dem Versprechen, öffentlich die Sache auszudiskutieren. Denn es gehe schließlich um Kultur und Bildung. Eine ganz erstaunliche Angelegenheit in dem sonst so komplett zur Verblödung tendierenden Medium, das Hans Magnus Enzensberger einmal ein Nullmedium nannte. Nur wurde nichts draus, aus der der Diskussion. Aus einer Stunde wurde eine halbe, aus der besten Sendezeit wurde Freitag 22:30 Uhr. Das ZDF hat damit offensichtlich seinen Kultur- und Bildungsauftrag für das restliche Jahr erfüllt. Ist doch alles Bestens, zumal niemand ernsthaft geschädigt wurde.

Abschaffung der Künstlersozialkasse

Gestern berichtete der Deutsche Kulturrat über eine ungeheuerliche Entwicklung. Danach bestreben es einige Bundesländer, die Künstlersozialversicherung abzuschaffen oder zumindest zu reformieren. Hingewiesen hat mich darauf allerdings der Siggi Becker.

Der Deutsche Kulturrat schreibt: „Klammheimlich, versteckt in einer Empfehlung (Bundesratsdrucksache 558/1/08 vom 08.09.2008) zum 'Entwurf des Dritten Gesetzes zum Abbau bürokratischer Hemmnisse insbesondere der mittelständischen Wirtschaft (Drittes Mittelstandsentlastungsgesetz)' (>Bundesratsdrucksache 558/08) haben der federführende Wirtschaftsausschuss, der Ausschuss für Frauen und Jugend, der Ausschuss für Innere Angelegenheiten sowie der Finanzausschuss des Bundesrates mit den Stimmen der genannten Länder beschlossen: 'Der Bundesrat fordert, dass die Künstlersozialversicherung abgeschafft oder zumindest unternehmerfreundlich reformiert wird.' mehr davon

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Keine Experimente oder Die Versuchsanordnung

Es gehört zum Wesen und Kultur und Kunst, dass man experimentieren muss. Experimente kann man notfalls etwas kalkulieren, der Ausgang aber soll offen gestellt bleiben. Heute experimentiert man an Kultur, Kunst und Kind, das Ziel und Ergebnis stehen aber schon fest. Ob es es sich um die Initiative „Jedem Kind ein Instrument“ im Ruhrgebiet handelt oder „Primacanta“ in Hessen. Das Experiment richtet sich nicht auf Kultur, sondern auf den Menschen. Essen wird Kulturhauptstadt, also werden Kinder im wahrsten Sinne des Wortes zum Feiermaterial instrumentalisiert.

In Hessen wärmt man die 50er Jahre wieder an und fährt im Spruch- und Fahrwasser eines Felix Oberborbeck, der an der pädagogischen Hochschule Vechta ab 1949 das Ziel ausgab, dass ganz Friesland mehr davon

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1956 – Der coole Jazz: Lennie Tristano: Line Up

Botanischer Garten- Foto: Hufner
Botanischer Garten- Foto: Hufner

Nachdem Hazelwood Records heute mal nachgehört hat, ob denn die CD mit der neuen Mardi-Gras-bb-CD eingtroffen sei (letzten Donnerstag), bat man mich doch um Stellungnahme. Ich habe sie mir jetzt mehrfach angehört und komme noch zu keinem Ergebnis. Denn sie muss sich wirklich ihren Platz erkämpfen neben einer CD der Kölner Saxophonmafia und derjenigen von Triosphere. Und das führt mich zu einer weiteren Station der Vergangenheitsbewältigung. In den letztgenannten Formationen spielt ein gewisser Roger Hanschel mit und der war bis zur von der fünften bis zur zehnten Klasse in meiner Parallelklasse in unserer schönen Integrierten Gesamtschule. Wobei, Parallel waren neben seiner Klasse weitere sechs. (Wie viele Klassen gab es also in diesem Jahrgang? In jeder Klasse waren durchschnittlich 36 Schüler, das heißt es gab sechs Gruppentische a 6 Schüler. Wie viele also im kompletten Jahrgang? - zu gewinnen gibts da nichts.) Roger, von dem es ein gewisses Spiel war, seinen Namen entweder als Roger oder als Rodscher zu artikulieren, Roger war ein guter Saxophonist und seine ältere Schwester hatte die gleiche Geigenlehrerin wie ich, nur war seine Schwester begabt und fleißig - was beides mir abging. Aber ich schweife ab.

Was ist Kreativität? – Aufstieg eines Begriffs

Auf dem Plan stehen zahllose psychologische Helfer, den den Prozess der Kreativität in der Form des bloßen Problemlösens (von welchen Problemen auch immer) sehen und entsprechende Techniken der Lebensbewältigung anbieten, die man, so gut es geht, zu formalisieren weiß. Der Bildungsforscher Hartmut von Hentig sieht im Begriff der Kreativität und seiner Verwendung ein 'Heilswort' der gegenwärtigen Epoche: "Es steckt noch voller Versprechungen. Jeder weiß es zu nutzen, keiner mag es entbehren, keiner kritisiert es. Es ist gleichermaßen beliebt bei Technikern und Umweltschützern, Wirtschaftsführern und Pädagogen, den schwarzen, roten, grünen und blaugelben Parteien" (Hentig, S. 10). mehr davon

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Komposition und Film

„Composing for the Films: Adorno, Eisler and the sociology of music"
(Historical Journal of Film, Radio and Television, Vol.18, No.4, 1998

I. Komposition für den Film – Entstehung, Ästhetik, Soziologie

Wenn man verallgemeinernd annimmt, daß mit bestimmten historischen Situationen zugleich deren Analysen vom Verfall betroffen sind, so wird auch ein altes Buch veralten. Wenn sich also die Lektüre des alten Buches noch lohnen sollte, so weil in ihm etwas steht, was aktuell geblieben ist oder was zu Anschlußbetrachtungen reizen kann. Das von Theodor W. Adorno und Hanns Eisler verfaßte Buch „Komposition für den Film" ist ein solches Buch. Es hebt sich von der modernen Filmmusikliteratur übrigens schon vom Titel her ab. Es heißt nicht „Filmusik" oder „Musik und Film". Die Betonung liegt auf dem Begriff der „Komposition" und zeigt dadurch deutlich an, daß es vorrangig von Fragen der Produktion von Musik im Zusammenhang mit dem relativ neuen Massenmedium „Film" handelt. Es geht sowohl um den gesellschaftlichen Standort des Komponisten innerhalb der Produktionsprozesse wie auch um konkrete kompositorische Arbeiten für den Film. Dabei erscheint die Musik immer nur als ein hinzutretendes Medium, wie sehr künstlerisch die Musik auch durchgestaltet sein mag.

Betrachtet man die zeitgenössische Literatur zum Thema Filmmusik, so handelt es sich dabei um vorwiegend praktisch orientierte Werke, die untersuchen, welche Wirkung Musik innerhalb eines Filmes entfalten kann. Es geht um Rezeption, musikbeeinflußte Wahrnehmung von Bildern etc. Von solchen Erwägungen ist tatsächlich ein Teil der Untersuchung Eislers und Adornos geprägt. Es allein auf diese Weise verstehen zu wollen, ist soviel wie nichts verstanden haben. Der eigentliche Zielpunkt der Autoren liegt tiefer, geht auf Grundsätzliches. „Komposition für den Film" ist wie die „Philosophie der neuen Musik" von Theodor W. Adorno ein ausgeführter Exkurs zur „Dialektik der Aufklärung" von Max Horkheimer und Adorno, also der fast zeitgleich beendeten erkenntnistheoretischen Hauptschrift einer „Kritischen Theorie der Gesellschaft". Für die Herangehensweise, für den Angriffspunkt einzelner Kulturphänomene ergibt sich so ein neuer Blickwinkel. Die allein fachwissenschaftliche Untersuchung liefe ins Leere, wenn sie nicht den Zusammenhang von geistiger und materieller Produktion mitbedenkt. mehr davon

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