Drei Zitate

Siegfried Mauser, Rudolf Diebold und Richard Strauss. Die Musik und das Leichte.

Die Zeiten, die Zeiten:

Siggi Mausera) Rektor der Hochschule für Musik und Theater München, Siegfried Mauser (2005):

Was mich ein bisschen gestört hat an dem Beitrag [über „Operette unterm Hakenkreuz“; M.H.], ist, was ich eigentlich mittlerweile wirklich komplett satt habe, dieses Gegeneinanderstellen von E- und U-Musik und dass man die U-Musik nicht desavouieren sollte aus dem Blickwinkel der E-Musik und umgekehrt das unterhaltsame Genre doch als etwas Gleichwertiges zu sehen habe. Es ist etwas Anderswertiges. Ich finde, das ewige vergleichende Gegeneinanderführen bringt überhaupt nichts. Es ist einfach so, das würde ich schon einmal sagen, dass Johann Strauß trotz der Wertschätzung von Brahms etwas anderes ist als die Brahmssche Symphonik. Und das soll man auch anerkennen und damit soll man auch umgehen und zwar in wechselseitiger Toleranz. Das immer wieder, fast möchte ich sagen, klischeehafte Gegeneinanderführen, das bringt gar nichts und innerhalb einer Ausbildung schon gleich gar nicht. 1

b) Rudolf Diebold, Theaterkritiker der Frankfurter Zeitung (1933)

Wenn der Komissar Hinkel ‘jüdische Karikaturisten und Marxisten’ beschuldigt, deutsche Größen wie Schiller, Goethe oder Kant verhöhnt zu haben, so müssen wir uns kritisch fragen: ob die Berechtigung zu einer solchen schweren Anschuldigung [unter die aber gewiss nicht nur Juden fallen] sich ohne weiteres abstreiten ließe. Und wenn wir uns daran erinnern, wie von gewissen radikalen Kreisen ein Gigant wie Richard Wagner lächelnd abgeleht und ein Jacques Offenbach, der neben jenem nur wie ein witziges Porzellanfigürchen dasteht, zum allbeherrschenden Genie ausposaunt wurde – dann kommt das Problem der kulturellen Verwirrung dieser letzten Jahre in geradezu tragische Beleuchtung. 2

Richard Straussc) Richard Strauss, deutscher Komponist, Mitgründer der GEMA (um 1938), zitiert bei Stefan Frey, während der Tagung „Musik unterm Hakenkreuz“ in seinem Text über Lehár:

Als Richard Strauss besagte Ausstellung [Entartete Musik; M.H.] besuchte, äußerte er zu Ziegler [dem Organisator der Ausstellung; M.H.], er habe
„den ganzen Franz Lehár vergessen. Das ist die ‚Entartung‘ der Operette!“
Damit nicht genug, wollte Strauss nach seiner Ernennung zum Präsidenten der Reichsmusikkammer lang gehegte Pläne realisieren, wie etwa ein „deutsches“ Urhebergesetz:
„Demnach müßte ein Dreimäderlhaus, Verarbeitung Goethe’scher Lieder in eine Lehàr’sche Schmachtoperette und all der Unfug polizeilich verboten werden können.“ 3

  • 1. Quelle: Siegfried Mauser in taktlos 89: Kunst statt Braun
  • 2. Quelle: Karl Kraus, Die dritte Walpurgisnacht, München 1967, S. 33
  • 3. Quelle: Stefan Frey, „Dann kann ich leicht vergessen, das teure Vaterland...“ — Lehár unterm Hakenkreuz [Vortrag 2005], Manuskript

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