Tag des geistigen Eigentums

Gestern war „Tag des geistigen Eigentums“ — hat aber kaum einer bemerkt oder? Wozu auch. Aus den Stellungnahmen einiger Organisationen sei aber etwas erwähnt. Der Deutsche Musikrat kommt zu der These:

Die Arbeit der Kreativen und die Leistungen der Kreativwirtschaft sind ein entscheidender Standortvorteil im globalen Wettbewerb, der erhalten und ausgebaut werden muss. Hauptproblem der aktuellen Situation ist das schwindende Bewusstsein für den Wert der Kreativität und damit für die Achtung und Anerkennung des geistigen Eigentums. … denn: Bewusstsein schafft Resourcen.

Bewusstsein schafft Unterhosen Ressourcen, das klingt nach alter Predigt. Frieden schaffen ohne Waffen. Alles neu macht der Mai. Morgenstund hat Gold im Mund. Usw. usf.

Ähnlich, aber mehr kindergartensprachlich kommt der Deutsche Musikverlegerverband umme Ecke:

Das Wissen um den Schutz des geistigen Eigentums ist in Deutschland noch zu wenig verbreitet. Ein solcher Tag sollte auch in den Schulen stattfinden, damit Kinder und Jugendliche frühzeitig den richtigen Umgang mit kreativen Schöpfungen und deren Wertschätzung lernen und begreifen, das eine Idee, also geistiges Eigentum dem Eigentum von greifbaren, materiellen Dingen gleichzusetzen ist. Und jedes Kind weiß, dass Diebstahl nicht erlaubt ist und bestraft wird.

Das Sandmännchen hat eine Geschichte für euch mitgebracht. Hier ist es eher die Präsidentin Dagmar Sikorski. Der gleichnamige Verlag hat gute Erfahrungen mit der Akquise „geistigen Eigentums“. Nun gut, das ist lange her. Aber so eine Gardinenpredikt hätte die Enkelin ihrem Großvater mal halten sollen, als es nötiger gewesen wäre. Bestraft ist man damals auch nicht so dicke geworden. Und nein, heute ist die Praxis der Musikverlage ganz auf die Kreativen gerichtet. [siehe auch „Praxis der Zwangsinverlagnahme“] Nur das Beste und nur Gutes lassen sie alle den Künstlern angedeihen. Die leben ganz gemütlich unter ihren Beschützern, die statt im Form des bösen, schwarzen Mannes nun mit Schippe und MP3-Player daherkommen.

Eine letzte noch. ver.di, die vereinigte Dienstleistungsgesellschaft mit den vollen Müllkörben, hat auch was gebracht. ver.di warnt vor „Verramschung von geistigem Eigentum“:

„Die Geräteindustrie soll den Reibach machen, während die Vergütung für die Kreativen, ohne deren Inhalte viele Geräte unverkaufbar wären, in den Keller rutscht“. So beurteilt Frank Werneke, stellvertretender Vorsitzender der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), den Kabinettsentwurf der Bundesregierung zum „2. Korb Urheberrecht“.

Jaja, so einfach wird gerechnet. Nein, man wollte die Abgaben für Geräte an ihre Nutzung und prozentual an ihren Marktpreis koppeln. Statt fixer Preise eben relative. Der halbwegs gesunde Menschenverstand sagt einem, dass das eigentlich auf der Hand liegt. Dei Geräte werden in der Produktion immer billiger (und schlechter? und noch mehr gekauft). Was soll da eine fixe Abgabe, die nicht mehr marktgängig ist? Machen wir doch auch die Mehrwertsteuer fix. Alles kostet 12 Euro Mehrwertsteuer. Aber ver.di rechnet schon mal aus:

Einen Einnahmeverlust von 42 Prozent für Autoren, Filmschaffende, Journalistinnen, Musiker oder Übersetzerinnen allein aus dem Verkauf von DVD-Brennern haben Experten errechnet, wenn die Vergütung Kreativer künftig an die ständig sinkenden Gerätepreise gekoppelt werden. „Die Bundesregierung plant eine Umverteilung von 20 Mio. Euro zu Lasten von engagierten, oft unterbezahlten Kulturschaffenden“, kritisierte Werneke.

Das ist bedauerlich. Ich bin davon komischerweise nicht betroffen, obwohl ich doch schreibe wie Sau und dazu gelegentlich auch klug oder schön oder beides. Habe ich davon schon jemals einen Pfennig von der VG Wort gesehen? — Nö.

Jawohl, unterbezahlt sind zahlreiche Kulturschaffende. Und das ist bedauerlich. Aber es ist so. Wenn anderen das schnuppe ist, was da der kulturschaffende Nachbar so geistiges Eigentum schafft, dann wird das eben nichts. Kulturalmosen? Ach komm, ach geh. Sollen doch die Kulturschaffenden auf ihrem geistigen Eigentum sitzen und es horten, so wie Spekulanten auf ihren Bauruinen.

PS: War Ihnen dieser Beitrag etwas wert, dann vergessen sie ihn schnell, erzählen es bloß nicht weiter, denn das wäre böse und strafbar. Das ist hier mein Eigentum, mein Text mit eingeklauten Zitaten. Und nun schauen Sie, dass Sie fortkommen. Das Wetter ist übrigens Scheiße.

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