Kinder-Horror-Musik-Schau II – Warum sind die Jungens frech

Platz 2 der Hitliste ist nicht weniger schlecht als Platz eins. Zu hören ist hier der Kinderchor des Moll- und des Liselotte-Gymnasiums Mannheim, Ltg: Winfried Keller. Es geht mir dabei nicht um eine Bloßstellung, die Absichten mögen ja integer sein, aber warum geht sowas derart in die Hose.

Höret selbst und staunet

Man könnte ja meinen, es handelt sich dabei um einen Text der weiblichen Emanzipationsgeschichte. Selbstbewusst wird die Schönheit des weiblichen Geschlechts über das der Jungens gestellt. Das Defizit der Jungen, dass sie nämlich frech seien, wird auf dieses Defizit bezogen. Wer nicht schön ist, der wird eben frech und das ist deren Pech. Freche Mädchen sind nicht vorgesehen, aber sollte es sie geben, sind sie bestimmt nicht schön.

Das alles wird konterkariert von dem Sprecher am Anfang, ein Junge, aber wohl schön, denn frech klingt der nicht. Eher so, als ob ihm mit dem Rohstock gedroht wird: „Sei mal spontan“. So einen Zack hat der Arme Vorsprecher, der sich durch die Gegend zum Reimen gezwungen wird. Der Mädelschor antwortet ebenso zickig-zackig im Achtelschritt.

Da wird der Titel der Gesamtaufnahme zum Motto: „Ein Männlein steht im Walde“. Ich kann da nur erwidern, „Ihr Kinderlein kommet und setzt euern Chorleiter vor die Tür, sonst mache ich das.“

Sprecher:
Neue Verse, neue Lieder, haben wir uns ausgedacht,
diese haben hin und wieder manchem Freude schon gebracht.

Chor:
Warum sind die Jungens frech?
Das ist klar, sie haben Pech,
dass sie keine Mädchen sind.
Denn, dass weiß ja jedes Kind,
dass ja Mädchen schöner sind.
Guckt doch selbst und seid nicht blind,
Jungens, ihr habt eben Pech.
Darum seid ihr zu uns frech.

Ja, es wird sogar eine Kausalkette von anthropologischer Dimension daraus. Jungs sind zu Mädchen frech, weil sie nicht so schön sind. Kompensation und Sublimation ihrer biologischen Determiniertheit.

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