Wir sind auch die Urheber - also die anderen II

Immer wieder ist mir dieser Text verrutscht. Zwei mal in den Orkus des Nichts. Kein Cache.

Es gibt ein Stück der Gruppe Kraftwerk. Das heißt: Wir sind die Urheber.„Wir sind auf alles programmiert / Und was du willst wird ausgeführt“ Ich bin gespannt, wo die Urheber sind, wenn es in einem Monat und ein paar Tagen heißt: Wir sind die GEMA. Dann nämlich ist Betriebsversammlung des Vereins. Gut 50.000 Urheber musikalischer Werke und Texte, sowie ihre Erben, als auch ihre Verleger treffen sich, um sich auszusprechen. Man darf gespannt sein, ob es soweit kommt, also dass sie kommen. Denn an sich lohnt es sich ja nicht, die Kosten für Kost und Logie würden manchem Urheber seine Einnahmen überwesentlich kürzen. Außerdem hat ja nicht jeder Urheber auch eine zählende Stimme.

Musik für Millionen. Foto: Hufner
Musik für Millionen. Foto: Hufner

Dabei hat Niklas Luhmann in anderem Zusammenhang einige amüsante Bemerkungen zum Thema gemacht. Eigentlich ging es ihm um  "Das Kind als Medium der Erziehung". Darin heißt es auf Seite 22:

Der Lehrer gerät, wenn er etwas erreichen will, in Zugzwang. Er muß, besonders wenn er nach einem Plan handeln will, ständig so reagieren, wie die Ereeignisse es ihm vorschreiben. ... Man kann nur in einem System Einfluß gewinnen und nur dadurch, daß man sich den Einflüssen in dem System unterwirft." 1

Man kann dieses Verhältnis einmal auf die Situation zwischen Urhebern und Nutzern übersetzen. Die Urheber verlieren ihren Einfluss auf das System, wenn sie es ignorieren. Sie können sich sagen, dass man sich von den Zeitläuften nicht die Handlungsweisen vorschreiben lassen möchte und sie können so handeln, als wären sie autonom und autark. Eine Illusion zwar, aber eine, die sie trägt.

Das Gleiche gilt aber auch für die Nutzer. Sie können nicht für sich ein Recht postulieren, welche sie durch Handlungen zu erreicht haben glauben,. Nach wie vor sind die "illegalen" Musiknutzer keineswegs die Rechtsetzer. Und ebenso zu einfach macht man es sich, wenn man sich auf den Wellen der Internettsunamis treiben lässt.

Man kann aber sehr gut sehen, wer den Ball im Spiel hält. Es ist das vormalige Bindeglied zwischen Urheber und Nutzer, der Verwerter. Alle Regelungen der Vergangenheiten zielten darauf ab, seine ökonmische Unversehrheit zu garantieren. Zuletzt sogar ein Urteil auf Europa-Ebene. 

In der alten Pädagogik hätte man es sich einfach machen können. Man muss die Urheber und die Nutzer nur ein ein und dasselbe Boot setzen. Zwar sind die meisten Urheber auch Nutzer, aber umgekehrt sind die Nutzer nicht alle Urheber. (Klar, es gibt immer mehr Sender, wie in solchen Diskussionen von Beckedahl und Co wiederholt gesagt wird. Aber es ist da doch noch ein Schritt hinweg von reproduzierenden Sender zum eigenständigen.) Beteiligte man die Nutzer am ökonomischen Erfolg der Urheber, hätten bei ein größeres Interesse an der Ausweitung ihrer Arbeit. Nehmen wir mal YouTube als Stück in der Mitte. Urheber und Nutzer können sich darum bemühen, Werke so bekannt zu machen, dass sie häufiger gehört (oder abgerufen) werden. Zahlen muss derjenige in der Mitte: YouTube. Und zwar an beide. Wenn messbar ist, wie erfolgreich der Urheber geworden ist. Von den Brosamen des Urhebers gehen dann noch kleinere Brosamen an den Nutzer weg. 

In meinen Augen wäre genau dies eine Umsetzung des Unterwefens unter ein System. Und zwar eben so: damit man Einfluss auf es nehmen kann. 

  • 1. Niklas Luhmann, Das Kind als Medium der Erziehung, Frankfurt am Main, 2006, S. 22.)

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