Otto Normalverbrecher

In den Alltag gekrochen. Foto: Hufner
In den Alltag gekrochen. Foto: Hufner

der, die, das Otto Normalverbrecher

Personen, die das Verbrechen gegen die Menschlichkeit/Menschheit in ihren Alltag übernommen haben, ohne die Art und Weise ihre Menschenfeindlichkeit erkennen zu können. Sie treten zur Zeit in verstärktem Maße (wieder) auf. Dafür haben sich verschiedene gesellschaftliche oder scheinreligiöse Gruppen eingerichtet, die ihnen Schutz gewähren. Otto Normalverbrecher decken Otto Normalverbrecher. Der Verfassungsschutz beobachtet sie nicht.

Sie sind Inventar der Politik und der Stimmung. Hannah Arendt fand dafür einmal in anderem Zusammenhang den Begriff der „Banalität des Bösen“. Damit ist nicht eine Verniedlichung gemeint, sondern die Verbreitung des Bösen in den Schwamm der Gesellschaft. Das Böse ist ein Zustand der Normalität, resistent gegen seine Selbsterkenntnis. Aktive Selbstverdummung durch Einbildung irgendeiner Angst. Sie verhindert den unverstellten Blick auf die Situation. In der Masse sind die Personen sehr gut lenkbar. Sie fühlen sich mit ihren Verbrechen im Recht. Sie sind es aber überhaupt nicht und können und wollen es nicht erkennen. 

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Kommentare

Der Begriff »Banalität des Bösen«

… wurde in der Tat in einem anderen Zusammenhang geprägt und dort sollte er auch bleiben. Ein Mensch, der – aus welchen Gründen auch immer – vor Veränderungen und Verlusten Angst hat, ist nicht per se in einen Zusammenhang mit dem Kriegsverbrecher Adolf Eichmann zu bringen. Es gibt auch eine Banalität der Vergleiche.

Das ist kein Vergleich

Das ist kein Vergleich. Und es geht auch nicht um Eichmann, der ist kein Otto Normalverbrecher. Der war ein Verbrecher, der sich die Maske aufgesetzt hat. Angst vor Verlusten und Veränderungen sind ganz allgemein. Die hat so gut wie jeder. Aber diese Angst in Aktion zu setzen und in Gewalt umzudenken, das ist das, was heute zu einer gewöhnlichen Reaktion heruntergerechnet wird. Und da muss ich dir eben widersprechen. Genau so eine Stimmung wird erzeugt, ihr wird nicht genügend entgegengesetzt. Man findet es normal und hat auch noch Verständnis dafür. Nein! Das geht nicht. Man muss diese Personen als das bezeichnen, was sie sind: Verbrecher.

Es wäre fatal, wenn man den Arendtschen Begriff einfach auf den Müllhaufen wirft und ihn auf Eichmann begrenzt. Er muss nicht im alten Zusammenhang vor sich hinschrumpfen. Dennoch schlage ich ja hier einen neuen vor, einen auf den gegenwärtigen Kontext aktualisierten.