Produzent und Parasit (Michel Serres)

Instrumente sind Beziehungen. Foto: Hufner
Instrumente sind Beziehungen. Foto: Hufner

„Dem Produzenten geht es um den Inhalt, dem Parasiten um die Position. Wer sich um die Position kümmert, wird den, der sich um den Inhalt kümmert stets schlagen. (…) Wer mit dem Inhalt umgeht, geht mit dem Objekt um. Er ist Künstler, auch Wissenschaftler, und es geht allein um die subtile, listige, aber nicht betrügerische Beherrschung der Welt. Wem es um die Position geht, der geht an die Beziehungen zwischen den Subjekten heran; er gewinnt so die Herrschaft über die Menschen. Und wer Herr über die Menschen ist, ist Herr über die Herren der Welt.“1

Umgekehrt heißt das, dass sich Künstler und Wissenschaftler das Beherrschungsrepertoire aneignen müssen. Das versuchen die Hochschulen mit Kursen, es geht um jede Form des Managements. Auch das Recht ist ein Management zwischen Subjekten oder Gewalt. Der Verlust des Subjekts ist zwangsläufig.

Position ohne Subjekt geht zwar. Doch wo Beziehungen die Inhalte am Ende auflösen, werden die Beziehungen auch sinnlos. Beziehungen über Beziehungen vielleicht noch. Aber das Ende ist da absehbar. Der Parasit braucht die Inhalte. Oder einfacher: YouTube als Beziehungsgeflecht ist ohne die Inhalte unmöglich. Texte sind ohne Inhalte unmöglich. Musik ist ohne Inhalt unmöglich. Musik ohne Musik? Klang ohne Klang?

„(…) dies ist die Bedeutung der Vorsilbe para in dem Wort Parasit: Er ist daneben, er ist bei, er ist abgesetzt von, er ist nicht auf der Sache, sondern auf der Beziehung. Er hat Beziehungen, wie man sagt, und macht ein System daraus.“2

  • 1. Michel Serres: Der Parasit, Frankfurt am Main 1987, S. 63 f.
  • 2. Michel Serres: Der Parasit, Frankfurt am Main 1987, S. 64 f.

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