HiFi-Stereo (!), gelb (!!) mit 3D-Poster und -Brille (!!!). Schräge musikalische Ursuppelei für Platten-Spieler; voll abtauchenswert - Kunst.„,”Eine ganz merkwürdige Platte, die manchmal an der Grenze zur Stille sich bewegt. Das sind ganz feine musikalische Äderchen, die wie im Track “Consciousness” auf der B-Seite eine so angehm weiten Atemzug haben. Das vibriert auf einer weiten Fühlungsamplitude. Schnurren, scharren und dabei noch Rhythmus geben. Eine fantastische Wirkung und ein ganz unwildes Erfühlen von Freiheiten in Phrasen und Klang.
Zwei CDs mit Bruckners neunter Sinfonie. Auf der zweiten die komplette Einspielung der ersten drei Sätze, so wie sie sattsam bekannt sind. Jenes Schlussstück im Werk Bruckners, mit all seiner Schönheit und auch Schroffheit mit diesem weitausladenen Schlusssatz, der in die musikalische Unendlichkeit führt. Zu solchen Worten muss ich leider wohl greifen, diese Musik geht an die Grenze der Musik, wie sie überhaupt nur sagbar ist. Dass es Fragmente zum wirklichen Schlusssatz gibt, das war wohl bekannt; mir selbst zugegebenermaßen weniger. Und ich habe bei der Auswertung des Unfertigen zu Werken immer etwas Probleme. So mit der Neuerfindung der 10. Sinfonie Mahlers. Es kann dies kein Mahler sein, aber es ist der erste Strich von Gustav Mahler. Harnoncourt hat nun die Fragmente dieses Satzes eingespielt und in einer Art Gesprächskonzert erörtert. Das ist auf der CD 1 drauf, gleich zweimal: in englischer und deutscher Sprache.
In der Ausgabe mit Kompositionen, die Adorno für die Veröffentlichung vorgesehen hat, tauchen keine Klavierwerke auf. Dabei hat Adorno, das dokumentiert diese CD, einiges fürs Klavier komponiert: Frühes Klavierstück I (1920), Frühes Klavierstück II (1921), Drei Klavierstücke für Maria Proells (1924), P.K.B. eine kleine Kindersuite (1933), Drei kurze Klavierstücke (1934/1945), Drei Klavierstücke (1927/1945). Während die Drei Klavierstücke für Maria Proells (1924) schon des Gestus der Musik Bergs ahnen lassen und die kurzen aus den Jahren 1920/21 sehr an motorischen Bewegungen hängen (die eher nach Hindemith und der Novembergruppe schielen), sind die Stücke aus 1934 viel strenger und eigener, mutiger. Zwei Stücke aus dem gesamten Kreis fallen insbesondere auf:
Wenig bekannt ist, dass der tschechische Komponist Leos Janacek (1854-1928) neben seinen Kompositionen für das Konzert- und Opernpublikum auch um die Jahrhundertwende durch die Lande reiste, um die Musik seines Volkes zu notieren. Die mährischen Volkslieder sammelte er von 1892-1901, die schlesischen um 1918. Auf den hier vorliegenden zwei CDs finden sich 77 Stücke, abwechselnd für Mezzosopran oder Bariton mit Klavier. Diese so vorzügliche Musik steht irgendwie zwischen allen Stilen. Die Melodien und Texte sind dem Munde abgeschaut, aber die Klavierbegleitung ist hochartifiziell. Hochartifiziell in einem Sinne, der nicht auf Virtuosität aus geht, sondern eher durch sparsame aber gelegentlich höchst-kniffelige Weise einen Gegenpart zu den Gesangsmelodien aufweist. Das mag in seiner musikalischen Strenge und Rücknahme in Richtung musikalischer Einfachheit an die die höchst effektiven musikalischen Einfälle eines György Kurtag erinnern, der aber anderthalb Generationen später auf den Plan trat.