Der Aufschrei war groß, aber das Gejammer blieb klein, als Marcel Reich-Ranicki die Annahme des Deutschen Fernsehpreise ablehnte: Vor einem teils ungläubigen Publikum, das sich in seiner glotzenden Einfältigkeit hinsonnte. Zaghaft schubste man den alten Mann von der Bühne mit dem Versprechen, öffentlich die Sache auszudiskutieren. Denn es gehe schließlich um Kultur und Bildung. Eine ganz erstaunliche Angelegenheit in dem sonst so komplett zur Verblödung tendierenden Medium, das Hans Magnus Enzensberger einmal ein Nullmedium nannte. Nur wurde nichts draus, aus der der Diskussion. Aus einer Stunde wurde eine halbe, aus der besten Sendezeit wurde Freitag 22:30 Uhr. Das ZDF hat damit offensichtlich seinen Kultur- und Bildungsauftrag für das restliche Jahr erfüllt. Ist doch alles Bestens, zumal niemand ernsthaft geschädigt wurde.