Große Auftritte, kleine Folgen: Vielerorts wurde der Auftritt von Marcel Reich-Ranicki beim Deutschen Fernsehpreis von der Kritik erfreut beklagt. Auftritt und Kritik bleiben jedoch eine Luftnummer. Reich-Ranicki, der wohl zwischen Helge Schneider und Helen Schneider nicht zu unterscheiden vermag, war der perfekte Aufmerksamkeitsablenker, zu allem Überfluss womöglich nicht einmal selbstverschuldet.
Dabei wird seit einigen Jahren schon hartnäckig am Körper des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gekämpft. Die Initiative „Das GANZE Werk“ kämpft sich Sendestrecke für Sendestrecke, Jingle für Jingle, durch den aktuellen Rundfunkwahnsinn und macht trotzig manchen Boden gut – gegen die zunehmende Selbstdisqualifizierung des Rundfunks im Norden und in Berlin. Statt spektakulärer Scheingefechte im sinnentfernten Fernsehprogramm werden hier kreativ und präzis diskussionswürdige Entwicklungen kritisiert und dokumentiert. [node:read-more:link]
Das GANZE Werk hat die letzten Ausflüsse des Hörfunkdirektors über die Frankfurter Rundschau veröffentlicht. Man sieht nicht nur, der Ton wird schärfer, er wird vor allem auch dümmer. Gernot Romann ist der Hörfunkdirektor des NDR und verantwortlich für die Umgstaltung des Programms unter anderem bei NDR Kultur. Dieser also fürchtet sich des abends und des nachts vor Drohanrufen, heißt es in der FR. Auslöser dieser Anrufe sollen aus dem Umkreis der Initiative „Das GANZE Werk“ kommen. Herr Clostermann, von Romann höchstpersönlich als „Kultur-Ajatollah“ bezeichnet, verwehrt sich dagegen. Das ist nicht fein, Herr Romann. Würden sie nicht gesichert im ARD-Nest sitzen, sondern wie dermaleinst Herr Jenniger dies im Bundestag sagen, wären sie sicherlich hochkant zum Rücktritt aufgefordert worden. Aber darum soll es hier gar nicht gehen, dass sich die ARD einen wie Romann leistet, das ihr gutes Recht und spricht für sich.
Update: Inzwischen hat sich die Frankfurter Rundschau berichtigt. Weder habe Herr Romann jemals gesagt, dass ihn Clostermann bedrohe, noch bezeichne er Clostermann als Kultur-Ayatollah sondern:
Romann hatte demgegenüber lediglich gesagt, es sei gerechtfertigt, „in diesem Zusammenhang von Kultur-Ayatollahs zu sprechen“. Wir bitten um Entschuldigung. FR
Mitglieder darf die Initiative „Das GANZE Werk“ aufweisen. Momentan geht es da mit riesigen Schritten vorwärts. Herrn Romann, dem Hörfunkdirektor, geht der Arsch, wie man so umgangsprachlich sagt, mächtig auf Grundeis. Er bewegt sich, wenn meine Informationen stimmen sollten, vorwiegend auf administrativer Anweisungsebene und lässt so manches Mitglied „überprüfen“ und setzt „seine“ technischen Mittel in Bewegung. Aber wer überprüft Herrn Romann, den großen Schweiger. Fehlt nur noch ein gescheiter Maulkorberlass.
Mich würde übrigens auch mal interessieren, was denn die NDR-Kultur-Macher über den eingeschlagenen Weg bei NDR-Kultur so denken. Meine Damen und Herren, bitte äußern Sie sich hier ganz frank und frei und von mir aus auch anonym. Aus Erfahrungen bei anderen Sendern darf ich wohl vermuten, dass das, was Herr Quote, Herr Romann und Frau Mirow beim NDR veruanstalten zumindest bei den Redakteuren, die man nicht romannkonform ersetzt hat, nicht in dieser Weise geteilt werden wird.
Vor wem versteckt sich eigentlich der NDR. Vor sich selbst? Vor sich selbst. Seit Monaten geht nun das Gezeter um eine Auseinadersetzung über ihre sog. Kulturwelle: Zusagen, Umbelegungen, Vorwürfe etc. pp. Das ist alles sehr schön nachzulesen bei „Das GANZE Werk“.