Denn wie man sich erinnert, so lebt man. Und wir alle leben in einer Erinnerungskultur. Todestage und Geburtstage, Jubiläen und historische Ereignisse werden ans Tageslicht gezerrt (Schubert-, Mozart-, Eisler-, Gershwin, Peter-und-der-Wolf-Jahr). Es werden Mahnungen ausgesprochen und Aktualitäten beschworen. Kurzum: Es wird an alles erinnert. Doch wie man auf die Geschichte blickt, so schaut sie zurück. Die Art und Weise der gegenwärtig praktizierten Erinnerungskultur ist fatal – und sie ist allemal fatalistisch. Man erinnert sich der Lebenden und gedenkt der Toten, zieht zu bestimmten Feierzeiten einen Schlußstrich oder eine Zwischenbilanz. Die Daten sind geradezu beliebig abrufbar (übrigens feiert der Kunststoff Vinyl heuer gerade seinen 70. Geburtstag, das Klettband wird 50). Aber diese Form des Erinnerns ist vor allem auch fatalistisch. Denn sie ist ein bloß äußerliches Kriterium. [node:read-more:link]