Ich gebe zu, ich habe heute nacht gesündigt. Nach Neujahr kam das große Schlagerderby aus den späten 60er und 70er Jahren. Aus den Archiven des Fernsehens, gesendet vom rbb. Selige Zeiten für Autoren (Texter wie Komponisten), alles wirklich gut komponiert, tolle Stimmen bisweilen. Reichtum für die Autoren garantiert. [node:read-more:link]
Ein schwarzes Quadrat vor grauem Hintergrund. Hufner
Ich glaube, es gilt ein grundlegendes Missverständnis aufzulösen. Recht und Kunst kommen nicht zur Deckung. Gerade vorausschreitende Kunst ist häufig nicht mit Mitteln des Rechts zu fassen. Offenbar sind ja Kunstgegenstände wie das "Schwarze Quadrat" von Malewitsch oder Fountain von Marcel Duchamp nicht durch das Urheberrecht als Werke geschützt, so wenig wie John Cages 4'33". Aber, dass es sich um Gegenstände der Kunst handelt, die auch kommunikativen Einfluss hatten, also kunstgeschichtliche Relevanz haben, dürfte allgemein außer Zweifel stehen.
Punkt I – Kunst läuft dem Recht davon
Aber fällt damit nicht am einen Ende das Urheberrecht aus seiner Funktion. Das Recht schützt eben Urheber, aber der Schutzgegenstand, das Werk, ist mit den Mitteln der Sprache gefasst, damit es im Rechtssystem seinen Ort finden kann. Es wäre ja auch dumm, wenn das Recht nicht diskursiv wäre oder es jedes Mal neu erfunden werden müsste.
Als Ornette Coleman in einem Club Ende der 50er Jahre auf den Tisch haute mit "Let's play the music not the background" war das umwerfend. Im Moment, scheints mir, sieht es wieder genau umgekehrt aus. Musik als wichtigste Nebensache der Welt, vor allem Nebensache ihrer selbst.
Deprimierend ist es, wieder am Schreibtisch zu sitzen, wenn man die Tage zuvor sich ordentlich mit Musik vollaufen lassen konnte und sich mit vielen lieben Menschen getroffen hat, die man einfach so auf der Straße sieht.
Jetzt habe ich doch wirklich lange überlegen müssen, was mich heute früh bei meiner Sitzung beschäftigt hatte. Die Reaktionen auf den ersten Artikel zur Musikvermittlung von Waldo de los Rios und die Frage, wie wird denn eigentlich Popmusik vermittelt und an wen? Und dabei fiel mir auf, dass es das „Vermitteln“ durch Genregrenzen hindurch tatsächlich gibt. Spontaner erster Gedanke: Cathy Berberian mit Ticket to ride. Beatles für ein (altes) Klassikpublikum? Arrangiert wurde es zudem von Louis Andriessen. Mag ich. Ist eigen. Aber ist es vermittelt. Wie sieht es mit dem Jazz aus, der Folk-Music.
Jetzt heißt es: Nicht nachlassen, Hufi. Das Blog muss verzettelt werden. Es wär da auch was zu erzählen, zum Beispiel über den Echo Jazz, der gestern in Dreden über die Bühne gegangen ist. 1000 Preisträger - gefühlt. Für eben so was wie Aufnahmen. Ausnahmen?
Musikindustrie soll ruhig machen. Mich wundert nur die neue Liebe des Jazzverbandes UDJ [Union Deutscher Jazzmusiker] zu dieser Veranstaltung. [node:read-more:link]
Orbit machen Jazz, noch mit weniger Echo. Foto: Hufner