Idomeneo II

Nachtrag: Den Rest des Tages hatte ich verpasst. Es gibt ja fast niemanden, der sich nicht dazu geäußert hätte. Die Zeitungen sind voll, selbst der Kulturstaatsminister Neumann stimmt in die Kritik mit ein. Das lässt mich hellhörig werden. Vor allem gegenüber der promten Betonung der sogenannten Kunstfreiheit.

Ist die denn in Gefahr. Manchmal denke ich, schön wär es. Aber mit Kunst hat all das doch gar nichts zu tun. Es handelt sich nur um eine Idee, die vielleicht in diesem Fall noch nicht einmal besonders tiefgründig ist. Als ich gestern in den Biografien von Aggripa von Nettesheim und von Francois Bayle mich kurz versenkte, da ging es doch wesentlich schauriger zu. Da wurden Autoren und Menschen bekämpft, weil sie gewisse Eitelkeiten beklagten oder gewisse Dummheiten.

Da macht sich Bayle Gedanken wegen eines Kometen. Was er bewirkt oder vielmehr, was er nicht bewirkt und warum die Menschen doch denken, dass er Grund für Vieles sei. Gutes oder Schlechtes, einerlei. Und er findet eine schöne Überschrift für eine besondere Ausführung:

49. Wie lächerlich es ist, wenn man sich um die Ursachen einer Sache, die nicht da ist, kümmert
(...) Es gibt so viele wirkliche Dinge, mit deren Untersuchung man sich beschäftigen kann, daß diejenigen nicht genug zu tadeln sind, welche ihre Zeit dazu anwenden, daß sie die Ursache von dem, was nicht da ist, finden möchten und die Kräfte ihre Verstandes der Wahrheit zum Nachteil so gern auf etwas anders zu richten pflegen.
[Bayle: Verschiedene Gedanken über einen Kometen. DB Sonderband: 100 Werke der Philosophie, S. 4262 (vgl. Bayle-Gedanken, S. 118)]

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