Jenseits der Argumentation

hundi.jpg Man hört ja häufig, dass das Internet zu einer besonderen Art von Demenz führe. Man merkt sich nichts, weil immer einer schon alles oder wenigstens etwas gemerkt hat. So etwas kann man sehen, wenn man durch die aktuellen Blogs durchzieht. Da macht einer ein Video zum Thema Unabhängigkeit der Tagesschau, respektive der öffentlich-rechtlichen. Meine Annahme war es, das Zeug wird durch die Blog gezogen nachdem es beim Blogdienst Rivva einnmal ganz oben stand. Denn gegen öffentlich-rechtlich ist man an vielen Orten sehr gerne und da sind da die Argumente eigentlich nebensächlich. So geschehen im Handelsblatt-Blog von Knüwer. Oder etwas zurückhaltender bei medienlese.com. Und auch MediaOcean hat sich gleich drauf geworfen, aber gleich daraufhin zurückgezogen. Ähnlich ging es dann auch anderen wie dem TVBlogger.

Die Diskussion zum Thema allerdings fand am ausführlichsten bei Niggemeier statt, der nämlich mit dem Video vom Berlin Institute und damit von Robin Meyer-Lucht sehr kritisch ins Gericht ging. Dabei passierte aber nun zweierlei: Erstens schwärmte die Niggemeier-Kritik mit samt den Kommentaren in die anderen Blogs nach dem Prinzip: Schaut doch mal bei Niggemeier, der hat das Stück doch erledigt. Zweitens wurde die Gelegenheit genutzt, der Diskussion um die Sache auszuweichen, um sie auf die Person Robin Meyer-Lucht zu verlagern. Dieses Prozedere ist natürlich längst aus der Geschichte längst bekannt. Ein Argument fällt in dem Moment, wo man dem Urheber unehrenhafte oder schlimmere Interessen nachweisen kann. Die müssen auch nicht einmal bewiesen werden. 1

a sagt: Die Erde ist rund (eine Kugel).
b sagt: Stimmt nicht und du hast Schweißfüße.

Wer hat da Recht? Zunächst ja niemand an sich. Die Erde ist rund, weil ich nachweisen konnte, dass man [Argumente]. Dennoch kann auch b Recht haben damit, dass er sagt, das eben dies nicht stimme. Es stimmt ja vielleicht auch nicht, oder nicht so ganz oder nur unter bestimmten Bedingungen, was aber auch egal ist, da b nun einmal frank und frech behaupten kann, dass a Schweißfüße habe. Oder dass a zugleich ein Produzent von Kartenmaterial sei, mit welchem man besonders gut auf runden Erden navigieren könne. So kann es sein, dass tatsächlich ein geschäftliches Interesse hinter der Bekanntmachung steckt, dass die Welt rund sei. Doch könnte es aber trotzdem sein, Geschäft hin oder her, dass die Welt einfach rund ist, obwohl a auch geschäftliche Interessen verfolgen mag. Die Erde wird nicht dadurch erst richtig rund, dass a zunächst erst sein Geschäft aufgibt.

Soweit der Exkurs. Das re:pubica-Thema beim Schopf genommen war die "kritische Masse" derer, die den Autoren des Video diskreditierten einfach schneller und größer als die Gruppe, die das Video als die enthüllende Botschaft schlechthin propagieren vermochte.

MediaOcean machte mit seinem Rückzieher es sich einfach. Ein Beispiel dafür, wie man versucht, up2date zu sein, am Ball bleiben zu wollen und dann auch zugreift auf Daten, die man im Nachhinein besser kommentiert sich wünschte.

Bei Niggemeier dauerte es gut über 50 Kommentare oder länger bis hinter dem konkreten Anlass gesprochen wurde für die situation des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und seiner Legitimation im Rahmen des dualen Systems. Und das ist dann auch bald der Moment, wo man sich desinteressiert am Thema, weil es weiterrutscht innerhalb der ganzen Diskussionswelt. Es geht dann wieder um Twitter oder um ein Startup woanders.

  • 1. Alte Schule der Rhetorik und des Verhörs. Techniken funktionieren immer noch reibungslos weil auch der Grund, auf den das Abwertungsobst fällt immer frisch ist. Gruppendynamik im Internet, ganz simpel.

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