Reich werden mit Armut

Gerade in der Netzeitung einen Artikel durchgeschaut mit dem Titel: Jammernde Musikindustrie - Mozart brauchte kein Copyright.An sich bin ich für so etwas aufgeschlossen, vor allem wenn es gegen die Aktivitäten der Musikindustrie geht. Aber der Artikel dort ist untauglich. Gewiss stellt er Beziehungen her über die Verteilungsformen zwischen Musikindustrie und Urhebern, aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Denn in der Konsequenz heißt dies auch, dass es den Künstlern insgesamt zu schlecht geht. Soweit gehe ich konform.

Ich stimme auch zu, dass vieles von dem, was als eigenschöpferische Leistung angeführt wird, auf vielen anderen Schultern bereits getragen wurde. Aber doch nicht so, dass Mozart Bach plagiiert hätte. Die historische Dimension, die der Vortrag des Autors einführt, ist ohne Sinn und Bezug.

Copyright macht also mitnichten die Urheber der Werke reich. Der winzige Bruchteil am Verkauf einer CD, der tatsächlich in den Taschen der Komponisten landet (das größte Stück vom Kuchen sichern sich Rechteverwerter, Industrie und Handel), muss häufig mit Komponistenkollegen und Textern geteilt werden.

Das ist zwar richtig. Aber es macht einige eben doch reich. Dazu muss man sich nur die Erträge der Texter und der Komponisten ansehen, die Vollmitglieder der GEMA sind. Das heißt, bezogen auf die Bilanz der GEMA 2002, hat damals jedes ordentliche Mitglied durchschnittlich 65.538 € vom Kuchen bekommen. Reich mag man das nicht nennen. Aber ich könnte  damit schon ganz gut auskommen. Und das sind ja nur die GEMA-Einnahmen.

Überhaupt gehen beim Autoren die Eigenschaften Urheber und interpretierender Künstler etwas durcheinander.

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