Unterdruck

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Man kann nicht immer wissen, eher weiß man es meistens sowieso nie, wohin einen Weg führen. Zu wenig weiß man vom Kommenden, zu wenig weiß man vom Vergangenen. Zu wenig weiß man überhaupt. Von dem wenigen weiß man aber immer genug zu wenig, dass es einen unter Druck zu halten vermag. Dagegen scheint nichts zu helfen. Da quält einer sich die Nächte durch mit Gedanken, die keinen Ratschluss führen. Da ist einer, der nicht einmal sich es gönnen kann, ein Nichts von Rechts wegen zu sein.

Und jetzt höre ich noch einmal das Tokyo Solo von Keith Jarrett, als DVD erhalten, und schaue ein paar mal hin. Auf das Nichts gestellt — mit der höchsten Anspannung. Es kann dies alles nichts sein. Wo fängt man an. Wo läuft es hin. Wie kommt überhaupt ein erster Ton oder Klang zustande. Dann ist er da. Alles nimmt seinen Lauf. Logisch. Nein, musikalisch. Hier tickt die Uhr anders. Es regiert nicht das inkonsequente Leben und Gemachtsein und -werden. Unlogisch. Ja, musikalisch. Man ist vor Ort, man ist am Platz. Es ist die dies die akute Zeit. Sie trägt, wie es einen Ton trägt — man denke nur unglücklich an das Geschrei der DeutschlandsuchtdenSuperstars. Dagegen: Laut ist da. Laut ist Ich. Ist es nicht. Was einen trägt kommt nicht aus dem Tagesmüll. Es kommt nicht aus diesem Ich. Nichtsdergleichen.

Rekapitalution. Die Menschheit als sich selber nachverfolgende Anti-Utopie. Das Gehirn als sich selbst bewährten Beratungsfirma, als Geschäftsmodell des verderblichen Lebens. Aber mit Telefonanschluss. Alles unter der falschen Anleitung. Gleichdenkungsbewährt.

Verderblich. – Man verdirbt einen Jüngling am sichersten, wenn man ihn anleitet, den Gleichdenkenden höher zu achten als den Andersdenkenden.
[Friedrich Nietzsche: Werke und Briefe: Viertes Buch. Friedrich Nietzsche: Werke, S. 5680 (vgl. Nietzsche-W Bd. 1, S. 1188) (c) C. Hanser Verlag http://www.digitale-bibliothek.de/b... ]