Bevor man die Aphorismen in den falschen Hals bekommt, ist gestattet einen Blick zurück zu werfen. Man muss genau so wenig das Rad neu erfinden wie sich selbst alle Erkenntnis, wie sie sich im historischen Prozess ablagert hat, von Grund aus neu erarbeiten. Wozu sammeln sich denn sonst Erkenntnisse an. Gestern abend und heute früh mal wieder ein Buch zur Hand genommen, das 1992 erschienen ist: Oskar Negt / Alexander Kluge: Maßverhältnisse des Politischen. 15 Vorschläge zum Unterscheidungsvermögen, Frankfurt/M. 1992. Warum ich schätze, was die beiden schreiben, das ist offenbar. Negt und Kluge arbeiten nicht Politik auf an den Gesten ihrer bloßen Repräsentation. Politik ist Lebenszusammenhang — genauso wie Kultur. Doch diese Auffassung hat keine Konjunktur. Das zeigt sich nicht zuletzt an ganz offensichtlichen Entwicklungen und Arbeitsweisen.
Der Deutsche Kulturrat spricht sich für den Vorschlag der Europäischen Kommission ausgesprochen, die Schutzfrist für die Rechte ausübender Künstler und Tonträgerhersteller auf 95 Jahre zu verlängern. Der Deutsche Kulturrat erachtet den Richtlinienvorschlag als einen positiven Weg zur Verbesserung der sozialen Lage der ausübenden Künstler. Na denn.