Kunst und Mensch (Bildkritik)

Jazz- oder Auto-Festival. Foto: Quelle neue musikzeitung (Spahrbier)
Jazz- oder Auto-Festival. Foto: Quelle neue musikzeitung (Spahrbier)

Brummbrummbrumm. Der Jazz geht um. Ich habe lange nachdenken müssen, bis mir der tiefgreifendere Sinn dieses Bühnenaufbaus aufgefallen ist. Es handelt sich um eine aufgeklärte Veranstaltung. Als Besucher wird man nicht bevormundet, welche Bühnen man sein Augenmerk schenken möchte. Links die stillgestellte Variante, die gezähmte Vision einer Welt der Mobilität, der Freiheit schlechthin: Das Auto. Der Gott unserer Eltern, vielleicht sogar unser eigener. Rechts ungeordnetes Gezappel, Lichtergefunkel, wahrscheinlich mit gewissem akustischen Terror versetzt: Eine Jazzveranstaltung. 

Davor dennoch ein bisschen eingezwängt, zwischen Absperrungen, ein Hör- und Sehvolk, das wie in einem Trichter zur Musik ausgerichtet wird. Die Attraktivität geht nicht von der Bühne mit dem Auto aus (Hamburg Süd). Man könnte glatt Mitleid empfinden mit diesem Metallwesen, das minimal mit einem Scheinwerfer im Kasten beleuchtet wird. Hat hier die Kultur die Wirtschaft gezähmt, vielleicht mit einer bestimmten Abschätzigkeit kombiniert. 

Was hat man sich dabei gedacht? Wäre man als Auto glücklich, so positioniert zu werden? Ist es nicht nachgerade ein bisschen pornografisch? 

In Bierzelten auf der Dult müssen die dort auftretenden „Bands“ zwischendurch immerwieder für das Wohl ihres Gastgebers, der Brauerrei, zum Biererwerb zu raten. Wird dies auch hier bald nötig sein? Fahren Sie nur Autos der Marke „Hamburg Süd“. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dies schon der Fall ist. „Wir danken ... dann vor allem dem Sponsor Hamburg Süd“. 

Das Publikum durchschaut die im kulturellen Bereich und lässt es über sich ergehen. Jaja. Und jetzt weiter im Programm bitte. Selbst die GEMA hat ja eine Fotowand für den Musikautorenpreis, der sich an die an die Methoden im Fernsehen anlehnt. GEMA, Skoda, GEMA, Skoda, GEMA, Skoda ... (vielleicht für manchen ein Grund, zukünftig eher keinen Skoda zu fahren). Musikautoren fahren Skoda.

Ziel ist es vorrangig, ins Bild zu kommen. Für den Fotografen dieser Aufnahme war es unvermeidlich. Aber für die Fotografen im Publikum nicht. Und das zeigt, das derlei Versuche der Werbung nicht auf das vorhandene Publikum setzen, sondern auf die Verbreitung der Botschaft über Medien, die die Bilder weiterreichen. So wie dieser Beitrag hier. 

Aber ergibt das einen wirtschaftlich-kulturellen Sinn? Wer dient hier wem und wer verdient daran was?

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