In einer Studie, die Google beauftragt hat, sollte eine investigative Forschungseinheit untersuchen, ob You Tube den Musikmarkt kannibalisiere. Irgendwie interessiert das so wirklich eher niemanden. Im deutschsprachigen Raum finden sich kaum Lektüren des Textes, der “Privileged and Confidential” ist und unter dieser Adresse als PDF gelanden werden kann.
Nun, es ist ja auch klar, warum sollte man sich des Themas annehmen, wenn man von vornherein eigentlich schon keine besonders “objektive” Untersuchung erwarten konnte. Freibier kannibalisiert auch schließlich auf keinen Fall Kaufbier. Aber immer mehr machen sich ihr Bierchen selbst. Wem das nicht reicht, der kann auch Leitungwasser abfüllen und “Bier” drauf schreiben.
Man muss sich dem nicht widmen.
Die Autorinnen der Studie schreiben zu Erklärung der Grafik: “The solid red line represents the streams for a particular track in weeks where it was not blocked on YouTube, while the solid green line represents the number of streams for the same track in weeks where it was blocked on YouTube. The difference between the two is estimated by the beforeafter analysis.”
Ja, so geht das. Warum sollte man die Achsen auch so beschriften, dass man mit den Daten etwas anfangen könnte. Ob es vier zu drei Streams sind oder 4000 zu 3999? Wen interessiert es schon, wenn man zudem nicht einmal weiß, um welchen “Track” es da gegangen ist, der geblockt wurde. Die Auflösung folgt später mit dem Ergebnis, dass in dem meisten Fällen es so gut wie egal ist, ob ein Track bei YouTube geblockt wurde oder nicht. Nein, im Gegenteil, in manchen Fällen war das Blocken so mit einem positiven Effekt für die Nutzung von Streams verbunden.
Statistically significant and positive songs of medium popularity have more streams if blocked on YouTube.
Nur im Fall von Songs, die älter als 18 Monate sind, sei unter bestimmten Voraussetzungen davon auszugehen, dass das Blocken sicht nicht positiv für die Nutzung von Streams darstellt.
Deshalb kommt die Untersuchung ja auch zu dem Ergebnis, dass YouTube andere Nutzungsmodelle von Musik kannibalisiert. Nein! Eben nicht. Denn bei den genannten Fällen handelt es sich ja nicht um den fetten Brocken des Gehörten.
For the popularity subsamples, the beforeafter analysis shows that YouTube blocking has no effect on streams of tracks with high or low popularity, but is associated with an ncrease in streams of tracks with medium popularity, ranging from 6% to 21%. However, these results for medium popularity tracks represent the smallest volumes, as these tracks are between the highly viewed top tracks and the long tail of songs that include the most significant volumes.
Na eben. Kannste vernachlässigen. Und die Studie eigentlich auch. Die Grafik oben war ja auch nur eine Scheingrafik, die keine konkreten Ergebnisse anzeigen sollte, sondern nur die Methode. Der zweite Strich hätte natürlich auch höher als der erste angebracht werden können. Das darf man nicht wörtlich nehmen, es reicht, wenn man trotzdem den falschen Eindruck bekommt.