4. Dezember 2024 Alles muss raus!

Frage: Worauf hoffen? Bilanzen aus dem Oktober und für die Zukunft

Christoph Bechers Oktober-Bilanz

für den Online-Bereich der neuen musikzeitung. Was für eine Reise durch unsere Kulturlandschaften … in Zeiten, wo die Zerreibung zwischen Klicki-Bunti-Baiting auf die Veranstaltungsformen übergreift wie bei seinem Besuch in Düsseldorfs Tränendüsen-Jet-Hilfsaktion oder bei einem skandallosen Skandal an der Staatsoper Stuttgart oder wie – im Bild – der Verzweiflung schlechthin als ästhetischer Maßnahme (auch wenn sie nicht immer zu gelingen scheint). Worauf hoffen? Ist da schon keine individuelle Antwort als Frage verkleidet, sondern längst von globalem Ausmaß. Christoph Becher sieht noch die sogar große Friedensstifterin am Werk, wo selbst ich in meinem grenzenlosen Optimismus, dass nämlich alles gut werde, zur Hoffnungslosigkeit insgesamt übergegangen worden bin.

Ja, Tränendüse, richtig gelesen.

Donaueschingen 2024

Wird es besser, wenn man Rainer Nonnenmanns Bilanz der Donaueschinger Musiktage 2024 zur Naherholung liest? Immerhin sieht er ästhetisches Land am Ufer, wo gerade Enno Poppe (laut Eleonore Büning der „ewige Klassenbeste“) seine Taube starten lässt, findet dafür aus dem Text nachzuhörende, imaginationerzeugende Worte für dessen Komposition „Streik“. Fazit:

„Die konstruktive Regelhaftigkeit, kombiniert mit instrumentaler Varianz, stiftet sowohl wiedererkennbare Form als auch sinnlichen Abwechslungsreichtum und eine über die lange Dauer von fast einer Stunde tragende Dramaturgie. Großartig!“

Zu den Flops zählen für Nonnenmann dagegen die eigenartig uninspirierten KI-Versuchs-Werke aus der Meta-Bliblablubskammer, bei denen der Name trägt, die Idee stolpert und das klingende Ergebnis enttäuscht. Kann eben nicht immer alles gerade so gut gehen, wie man hoffen dürfte. Wahrscheinlich sitzt irgendwo unter den 100.000en Komponist:innen jemand, der das besser auf die Kette bekäme als George Lewis.

Aber das ist das Schicksal der Zeit: Auf Namen allein sollte man sich nicht verlassen, wenn die etwas Neues machen. Und alle und jeder muss ja täglich etwas neues machen. Seltenkomponierer wie Arnold Schönberg, Alban Berg, Anton Webern, Edgar Varese oder Franco Evangelisti muss man sich leisten können. Als Selbstkomponist. Jedes Jahr eine Öperchen geht nur, wenn die Maschine der Routine läuft. Und dann klingt es eben auch so.

Man kann natürlich auch die Routine zum Skandal machen. Gehen wir in die Politik, sehen wir, es geht: Trump, Spahn, Söder, Höcke, Wagenknecht und Co sind die Inkarnation dieser Grenzverschieber. Wenn man es so ausdrücken wollte, sind sie das letzte Aufgebot einer Avantgarde. Einer Avantgarde des Untergangs zwar, aber mit genug Resonanzraum in ihren Hohlbirnen Denkverwaisten.

Au warte. Der Resonanzraum in Hamburg ist eine schöne Angelegenheit, die vom Ensemble Resonanz mit Durchhaltevermögen und kompromisslos betrieben wird.

Und sonst so:

Antragkulturmanagementkunstwerke

Moritz Eggert mit einem Beitrag zum Heft des Netzwerks Junge Ohren: Kultur im Zeitalter ihrer Dressur. Es geht um Kunst und Kultur im Zerrieb der Antragswissenschaften und Förderkultur.

„… Viele Künstler:innen verbringen inzwischen mehr Zeit mit dem Schreiben von wohlfeilen Anträgen, die möglichst alle diese Aspekte erfüllen, als mit der tatsächlichen künstlerischen Arbeit. Und viel Hohles wird gefördert, das einfach nur geschickt mit Worten jongliert, um bestimmte positiv konnotierte Triggerpunkte abzuhaken. Um zum Beispiel eine Jury zu beeindrucken, die ebenso gezwungen ist, ihre Auswahl zu legitimieren. …“

Musik und KI

Die GEMA hat eine KI-Charta im Umfang von 10 Punkten veröffentlicht. Wer Neuigkeiten zum Thema erhalten möchte, natürlich GEMA-gefiltert, kann sich für einen Newsletter dort eintragen. Aktuell hat sie zudem ein KI-Lizenzmodell am 17. Oktober vorgestellt (hatte noch keine Zeit, das im Detail zu analysieren.

Das bessere Leben

setzt auch Punkte gegen die zunehmende Verlotterung und Terrorisierung der Welt durch vollkommen durchgedrehte Menschen.

Ich kann nicht betonen, zu sagen, darauf kommt es an. Hartnäckig auch angesichts eigener Ohnmacht, nicht zu verzweifeln. Schon gar nicht hier im relativ gemütlichen Deutschland.


Jetzt sitze ich schon den dritten Tag an dem Text. Besser wird er nicht mehr. Aktuell interessiert sich wahrscheinlich eher weniger wer dafür. Auch Glasperlenpalaver das hier …

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