… doch das kann es. Ich habe es getan, ich habe einen Fehler gemacht. Als ich im Urlaub, noch halbkrank, am Internet nuckelte, da überkam mich die Idee, für das Display meiner Smartwatch ein neues Ziffernblatt einzurichten. Nicht selbst, sondern durch Werbung gepimpert, auf Facebook.
Es war ein Ziffernblatt in Form eines Stromzählers. Das fand ich ebenso witzig wie den Preis von 99 Cent. Also habe ich das Teil „gekauft“. Für 99 Cent.

Witzig, nicht? Also gekauft und eingerichtet. Was nicht wirklich funktioniert hat. Auch komisch die Rechnung, die ich bekam. 99 Cent und hintendrauf noch 6,99 EUR für irgendwas. Aber die Rechnung kam auch aus Estland.
Wahrscheinlich habe ich nicht genau genug gelesen. Man gibt ja sich selbst gerne dann schon die Schuld. Also Fehler. Kann man sich ärgern, aber gut. Eher nicht. Und ja, nun, die App ist doch im App-Angebot von Apple.


Auch in den Abos von Apple und so, da war nix. Die Rechnung relativ egal., wegen der Höhe des Betrugs. Mehr steht in der Rechnung nicht. Keine Abos, nix. Aber siehe Bild oben, AmobileMedia und Anbieter passen auch nicht zusammen.

Was macht man da. Hoffen, dass das damit sein Bewenden hat.
Auch, dass sich das Produkt nicht bestellen und bezahlen ließ über eine Kreditkarte (Zahlung abgelehnt), war kein Grund, Aufmerksamkeit zu verschwenden. Wie dumm. War nicht erst kürzlich die Gesundheitskarte nicht lesbar? War es nämlich! Mit der Debit-Karte ging es dann.
Aber einrichten ließ sich das nicht. Nur anzeigen. Okay. Ist halt Scheiße. Anwendung gelöscht. Erledigt.
Denkste aber. Nix. Ein bisschen später dann eine Meldung des Bankinstituts, dass eine Zahlung abgelehnt worden sei in Höhe von 20,99 EUR. Und die Karte gesperrt. Eigenartig. Kein Link, ich solle mich mit dem Bankinstitut in Verbindung setzen. Kennt man ja. Das ist Phishing und so. Auch bei der Bank nachgeschaut. Nix gesperrt. Freunden gezeigt: Ist das Betrug oder okay. Die Meinungen gingen auseinander. Ich war wirklich überfordert. Ist was passiert oder ist nichts passiert. Und wenn, was?
Aber die Sache war korrekt, die Abbuchung wurde verhindert. Es wäre ein Abo gewesen von 20,99 EUR pro Woche! Das Institut hat es verhindert. Anders als bei anderen Fällen, bei anderen geschundenen Kundinnen und Kunden.
Erst jetzt habe ich kapiert, dass man mich verarscht hatte. Im Netz kursieren dann dann doch Infos, dass die Firma nicht okay ist und die einzige Chance darin besteht, die Karte zu sperren und eine neue zu bekommen.
Das Bankinstitut hat das geprüft, und völlig freundlich mir eine neue Karte zugesendet. Es war Betrug und es war nicht vorhersehbar. Aber deshalb den ganzen Krempel von Anzeige und so anfangen. Für 7,98 EUR dann. Ist doch nicht sinnvoll. Eben.
Interessant aber doch die Scham, die mich überfiel. Sollte ich meinen eingebundenen Freunden sagen, dass ich, der ich seit 30 Jahren Internet mache, auf so einen Scheiß hereingefallen bin.
Ich, der Profi?
Ich habe es gemacht. Ich kann mir aber jetzt vorstellen, wie es ist, gelinkt zu werden und das heimlich zu halten. Das ist peinlich! Hier sind es dämliche Peanuts.
Eine für mich extrem lehrreiche Geschichte. Eine über Scham und Dummheit. Eine über die eigene Beschränktheit und eine über einen Dank an mein Kreditinstitut, das aktiv weiteren Schaden verhindert hatte.
Ich stelle es mir so vor: Am Ende bleibt der Abfischfirma das Geschäft. Klagen dürften ins Leere gehen. Die Sache in Estland ist eine Tarngeschichte. Ihrerseits könne die aber auch nicht gegen einen vorgehen, weil sie nichts haben, was gerichtsfest wäre. Absurd bleibt es dennoch: Mit diesen Mikropayments, auf die Höhe gerechnet, lässt sich was machen, was man als Geschäft bezeichnen könnte. Betrug bleibt es!
Die Frage ist, kann ich mir etwas vorwerfen? Außer Gier nach einem Ziffernblatt? Oder ist es eben doch nur das, was es ist: Ein Spiel mit Unachtsamkeit unter der Schwelle eines Schadens, weshalb man Polizei und Staatswanwaltschaft einschalten müsste?
Die Leere für mich daraus: Mach’ mal nur nicht Dinge, die bloß wenige kosten, aber sonst egal sind.
Nur, wo fängt das an? Wo hört das auf?


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