Es ist spätestens seit ein paar Monaten ein Faktum: Die
Orchesterausbildung an den deutschen Musikhochschulen bringt nur noch unfähige und überforderte Orchestermusiker
hervor. Diese Hochschulabgänger erwartet bestenfalls ein trauriges Leben in den hintersten Reihen irgendwelcher,
ohnehin auf der Abschussliste stehender, Provinztheater oder im Tonbandgraben schnell aufgetischter Musicalproduktionen.
Damit es wenigstens nicht allen Studienabgängern der Orchestermusik
so geht, gibt es neuerdings sogenannte Orchesterakademien. Doch Orchesterakademie ist nicht Orchesterakademie. Die
meisten nennen sich zwar so, doch sie widmen sich in der Regel den ganz jungen Musikern. In Nordrhein-Westfalen
gibt es eine solche, in Bayreuth eine sogenannte Internationale junge" unter der Schirmherrschaft unseres Bayerischen
Ministerpräsidenten mit schöner Hotelanlage.
Die Orchesterakademie des Symphonieorchesters des Bayerischen
Rundfunks widmet sich ausdrücklich den Studienabgängern´. Ihr Ziel ist es, besonders begabte
Instrumentalisten auszubilden, die den künstlerischen Ansprüchen des Symphonieorchesters des Bayerischen
Rundfunks als auch denen anderer international bedeutender Orchester gerecht werden können." Dazu werden
diese Musiker insgesamt zwei Jahre lang mit allen Mitteln moderner Orchesterdidaktik nachgeschult.
Die Orchesterakademie macht die Orchestermusiker nach ihrer
meistens defizitären Vor-Ausbildung fit für die Realität. Was aber tatsächlich die Orchesterrealität
ist, das bleibt für die normal Sterblichen ein großes Geheimnis. Zahlen und Fakten über das wahre
Leben unserer Orchestermusiker in Deutschland sind spärlich. Weder auf den offiziellen Internetseiten des Deutschen
Orchestervereinigung noch auf denen des Deutschen Bühnenvereins bekommt man dazu eine befriedigende Auskunft.
Beim Arbeitsamt unter der Rubrik Berufe im Spiegel der Statistik" zählte man für das Jahr 2000
21.118 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Personen, inklusive Komponisten, Dirigenten, Chorleiter und
Instrumentalmusikern. Die Arbeitslosenquote für die genannte Personengruppe betrug 2000 10,4 Prozent
und liegt damit einigermaßen im Rahmen der allgemeinen Beschäftigungssituation.
Doch gilt hier wie überall: Stimmt einmal die Grundausbildung
und bringt man etwas Durchhaltevermögen mit, so wird man ohne Not und mit Vergnügen den Beruf des Orchestermusikers
angehen können und seine schönsten Nächte im abgedunkelten Orchestergraben verbringen dürfen.