Musik/Geräusch:
Vielleicht grummelde Menschen wie in einer Cafeteria einer Universität.
Möglichst kein Kling/Klang, das mit mit Musiktherapie assoziieren
kann! Unter dem Text lassen bis Ende des ersten Absatzes
Sprecher 1
Musiktherapie, das war zu meiner Studienzeit ein Zauberwort. Viele Erstsemester-Studenten
der Musikwissenschaft gaben zu, daß Sie Musikwissenschaft nur als
Parkstudium ansähen. In Wirklichkeit wollten sie Musiktherapie erlernen.
Bei den wenigen Einrichtungen dieser Art in Deutschland, die ein Studium
anboten war es aber gar nicht einfach, einen entsprechenden Studienplatz
zu ergattern. Damit sorgte diese Studienplatzknappheit für eine gewisse
Exklusivität des Faches. Ein weiterer Faktor war sicherlich auch
der allgemeine Psychoboom" der 70er und 80er Jahre. Seit dieser
Zeit ranken sich Gerüchte um die therapeutischen Erfolge dieser Disziplin.
Daß man mit
Musik auf Geist und Seele der Menschen einwirken kann, wird von niemandem
bestritten. Über das Ohr gelangt man, wie man so sagt, auf direktem
Weg zu Seele des Menschen. Beispiele für diese Vorstellung gibt es
zu Hauf. Und auch die moderne Konsumindustrie arbeitet mit dieser Vorstellung.
Da gibt es Musik zum Relaxen, Musik zum Kuscheln, Musik für diess,
Musik für das. In Kaufhäusern wird Musiktherapie direkt angewandt,
denn von der Berieselung mit seichtem Klingklang erhofft man sich, die
Käuferschaft zu entspannen und zu entkrampfen. Man möchte, daß
die Kaufhausbesucher sich wohlfühlen. In etwa auf diesem Niveau arbeitet
auch die Musiktherapie wenngleich etwas differenzierter, vielleicht
aber auch verlogener. Denn sie geht ja in ihrer Absicht weiter, sie will
heilen". Der Hannoveraner Musikpsychologe und Musikwissenschaftler
Klaus-Ernst Behne beobachtet das Treiben der Musiktherapeuten mit einiger
Distanz. Er wirft den Musiktherapeuten vor, mit falscher Münze zu
arbeiten.
Sprecher 2:
Was die Häufigkeit erfolgreicher musiktherapeutischer Heilungsprozesse
angeht, so ist eine zurückhaltende Einschätzung angebracht.
Heilerfolge der Musiktherapie sind im allgemeinen schlecht dokumentiert,
verbleiben oft im Anekdotischen oder kommen über die Anhäufung
von Fallbeispielen nicht hinaus. Da die Fallbeispiele im allgemeinen von
den Therapeuten selbst verfaßt werden, ist es naheliegend, daß
sie die Erfolge ihrer eigenen therapeutischen Tätigkeit nicht immer
objektiv darstellen. Die weitgehende Rückführung musiktherapeutischer
Heilerfolge auf Placebo-Effekte ist aus heutiger Sicht die naheliegendste
Erklärung."
Sprecher 1:
Fehlende wissenschaftliche Untermauerung ihrer Arbeit, Ausnutzung gewisser
gruppendynamischer Prozesse zwischen Therapeut und Patient und vor allem
auch die Propagierung ihrer Tätigkeit mit pseudowissenschaftlichen
Argumenten, dies alles führt Behne gegen ein seliges Vertrauen auf
diese Wissenschaft" an.
In einem viel tiefer gehenden Sinn heilende" Wirkungen von
Musik findet man allerdings im medizinischen Bereich und bei Beobachtungen
von neurologischen Störungen. Der bekannte Neurologe Oliver Sacks
berichtete aus seiner praktischen Tätigkeit folgendes:
Sprecher 2
Die Macht der Musik, Erzählungen und Schauspielen ist von größter
theoretischer und praktischer Bedeutung. Dies läßt sich selbst
bei geistig Schwerbehinderten mit einem IQ von unter zwanzig beobachten,
die motorisch extrem beeinträchtigt und verwirrt sind. Mit Musik
oder Tanz verschwinden ihre ungeschlachten Bewegungen von einem Augenblick
auf den anderen plötzlich wissen sie, wie man sich bewegt.
Man kann sehen, wie Retardierte, die nicht in der Lage sind, recht einfache
Arbeiten auszuführen, sobald diese vier, fünf Bewegungen oder
Abläufe erfordern, mit Musik ohne Schwierigkeiten arbeiten können
... Dies ist zweifellos der Grund, oder einer der Gründe, für
Arbeitslieder."
Musik:
Captain Jack mit Captain Jack schon drunter aufblenden und wieder unter
den Text ziehen
Sprecher 1
Man sollte diese Beobachtungen wörtlich nehmen. Musik in ihren vielen
Erscheinungsformen kann eine sozialpolitische Krücke sein. Das heißt
sie läßt unser Leben besser funktionieren. Insofern befinden
wir uns hier in einer großen gesellschaftlichen Musiktherapie. Ob
man sich in Kaufhäusern befindet, ob man Radio hört, ob man
Fernsehen sieht oder ins Kino geht, die Disfunktionalität der sozialen
Struktur unserer Gesellschaft wird permanent kompensiert durch musikalische
Veranstaltungen: Die Back Street Boys" helfen zum Beispiel
bei der Identitätsbildung unserer pubertierenden Jugendlichen
fragt sich nur, mit welchem Ergebnis.
Aus dem Gesagten dürfte deutlich geworden sein, daß man besser
in Versuche einer Anti-Musiktherapie investieren sollte. Diese Anti-Therapie
hätte zuallerst der Frage nachzugehen, wie man sich gegen die schleichende
Beeinflussung von Musik schützt. Der Anti-Therapeut wäre ferner
ein Erzieher in Sachen ästhetischer Rationalität, der bewußt
zu machen hätte, welche ästhetische Bedeutung der Musik zukommt.
Musik wäre dann endlich wieder befreit für das, was sie sein
könnte: Ein kreativer Prozeß, der die Sinnlichkeit der Menschen
herausfordert. Musik mißbrauchte man dann nicht für die Therapie,
sie wäre selbst Therapie.
Musik:
Morton Feldman, Christian Wolff in Cambrigde (Chormusik vierstimmig) schon
ab Der Anti-Therapeut wäre ferner ein Erzieher", Mitte
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Martin Hufner
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