29. April 2024 Die Masse lebt

Apropos Reinhard Mey

Vom frischgebackenen Schirmherren des „Deutschen Musik-Exportbüros“ kann man unter „Kunst & Leben bei ARD.de“ eine große Schimpftirade auf die Geschichte des Deutschen Schlagers in Deutschland lesen. Nach dem Zweiten Weltkrieg habe sich Deutschland in einer Identitätskrise befunden und man sei daher nicht zu einem eigenständigen Genre gekommen. Damals, in den 50er und 60er Jahren sei nur geklaut und kopiert worden. Dadurch habe man „den Boden nachhaltig versaut“. Und weiter kann man lesen: „Eine kopierter Schlager sei immer schlechter als das ‚amerikanische Original, dessen Schleimspur er hinterhersabbert‘.“

Wir freuen uns über diese offenen Worte, von einem, der auf Autofahrten nach Sylt angeblich Musik von Charles Aznavour hört. Das ist merkwürdig: jemand, der sich für eine Radioquote zugunsten deutschsprachiger Texte im Rundfunk einsetzt, schw(h)ört selbst auf französische Texte. Hat nicht auch ein Mey gleichzeitig zu befürchten, eine neue deutsch-sprachige Schleimspur im Rundfunk zu legen und dann eben die Musik durch eine Quote zu fördern, die auch er ablehnt? Er sieht es wohl anders, wie man im Musikmarkt nachlesen kann, „denn es gibt eine bunte Palette von guten deutschsprachigen Künstlern.“ Da ist natürlich auch was dran, denn es hat sich ja auch gezeigt, dass die Einführung einer Musikquote in Island zu phantastischen Ergebnissen geführt hat.

Positiv dagegen: Mey hat es geschafft, was der gesamten Major-Phonobranche schwer im Magen liegt. Er, Mey, kann nämlich leben von seiner Musik: „Seine Konzerte seien noch immer gut besucht. Ausserdem erwerbe sein Publikum seine Musik auf reellen Wege und mache keine Raubkopien. Das ermögliche ihm, weiter zu schreiben und zu komponieren.“ So einfach ist das. Und hinter der Leichtigkeit der Ansicht versteckt sich in der Tat etwas Wahres. Meys Publikum scheint ihm seine Authentizität als Musik- und Lebenskünstler abzunehmen. Der Mey, der ist schon richtig, der ist präsent und man nimmt an, dass er „echt“ ist und glaubwürdig. Es ist eben nicht einerlei, wie Musik auftritt im Zusammenhang mit denen, die sie hören.

Noch mehr Tiefgründiges könnte der gelegentliche Logbuch-Besucher in der taktlos-Sendung Schlager Ost/ Schlager West nachhören. Zu Gast waren unter anderem Frank Schöbel und Michael Holm (Schlagertexte zum Teil nahe am Rinderwahn).

M. Hufner

Vom frischgebackenen Schirmherren des „Deutschen Musik-Exportbüros“ kann man unter „Kunst & Leben bei ARD.de“ eine große Schimpftirade auf die Geschichte des Deutschen Schlagers in Deutschland lesen. Nach dem Zweiten Weltkrieg habe sich Deutschland in einer Identitätskrise befunden und man sei daher nicht zu einem eigenständigen Genre gekommen. Damals, in den 50er und 60er Jahren sei nur geklaut und kopiert worden. Dadurch habe man „den Boden nachhaltig versaut“. Und weiter kann man lesen: „Eine kopierter Schlager sei immer schlechter als das ‚amerikanische Original, dessen Schleimspur er hinterhersabbert‘.“

Wir freuen uns über diese offenen Worte, von einem, der auf Autofahrten nach Sylt angeblich Musik von Charles Aznavour hört. Das ist merkwürdig: jemand, der sich für eine Radioquote zugunsten deutschsprachiger Texte im Rundfunk einsetzt, schw(h)ört selbst auf französische Texte. Hat nicht auch ein Mey gleichzeitig zu befürchten, eine neue deutsch-sprachige Schleimspur im Rundfunk zu legen und dann eben die Musik durch eine Quote zu fördern, die auch er ablehnt? Er sieht es wohl anders, wie man im Musikmarkt nachlesen kann, „denn es gibt eine bunte Palette von guten deutschsprachigen Künstlern.“ Da ist natürlich auch was dran, denn es hat sich ja auch gezeigt, dass die Einführung einer Musikquote in Island zu phantastischen Ergebnissen geführt hat.

Positiv dagegen: Mey hat es geschafft, was der gesamten Major-Phonobranche schwer im Magen liegt. Er, Mey, kann nämlich leben von seiner Musik: „Seine Konzerte seien noch immer gut besucht. Ausserdem erwerbe sein Publikum seine Musik auf reellen Wege und mache keine Raubkopien. Das ermögliche ihm, weiter zu schreiben und zu komponieren.“ So einfach ist das. Und hinter der Leichtigkeit der Ansicht versteckt sich in der Tat etwas Wahres. Meys Publikum scheint ihm seine Authentizität als Musik- und Lebenskünstler abzunehmen. Der Mey, der ist schon richtig, der ist präsent und man nimmt an, dass er „echt“ ist und glaubwürdig. Es ist eben nicht einerlei, wie Musik auftritt im Zusammenhang mit denen, die sie hören.

Noch mehr Tiefgründiges könnte der gelegentliche Logbuch-Besucher in der taktlos-Sendung Schlager Ost/ Schlager West nachhören. Zu Gast waren unter anderem Frank Schöbel und Michael Holm (Schlagertexte zum Teil nahe am Rinderwahn).

M. Hufner

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