Ein Gedicht in Franz Hessels „Ermunterungen zum Genuß“ (Berlin 1987, orig. 1933)
Baumschmuck
Vögel, die nicht singen,
Glöckchen, die nicht klingen,
Früchte, die nicht munden sollen,
Ketten, die nicht binden wollen,
gläserner Engel, pappener Stern,
zum Greifen nah und doch so fern.
Heller Aufruhr vor Jahren, als ein Neffe (oder eine Nichte) in eine Glaskugel gebissen hat. Sofort zum Arzt, aber gottlob nichts passiert.
Alfred Polgar über Hessel 1932:
Daß die Welt etwas zum Anschauen ist, ist Fundamentalsatz seiner Weltanschauung; sein tiefsinner Wahlspruch lautet: ,Genieße froh, was du nicht hast’, Gut und Böse wägt er im moralisch luftleeren Raum, wo beide gleich schwer wiegen, und seinem Gefühl gilt auch das Häßliche als wünschenswert, weil von diesem so schön das Schöne sich abhebt. Wüsten erscheinen ihm nur als Vorwände für Oasen. Welch ein gerissener advocatus dei!