12. Mai 2024 Die Masse lebt

Versteigerung von Musiknutzungsrechten

Heute in der Mailpost. Da versteigert einer einen Popsong mit interessanten Nebenaspekten.

Am Dienstag, den 30.Mai, 14 Uhr MESZ, beginnt auf E-Bay Deutschland die weltweit erste Versteigerung von Nutzungsrechten eines Musiktitels. Der Höchstbietende erwirbt die Rechte zur deutschlandweiten Vermarktung des Titels über sämtliche Vertriebskanäle – CD, Internet, Mobiltelefone, Klingeltöne, Film und Fernsehen, Werbung – für einen Zeitraum von 5 Jahren.Der Verwerter hat die Möglichkeit, den bereits produzierten Titel zu vermarkten oder ihn neu aufzunehmen. Er darf dabei auch den Text verändern oder übersetzen. Da der Autor keine Rechte an die GEMA abgetreten hat, gehen alle Brutto-Einnahmen, die der Titel generiert, für den genannten Zeitraum an den Verwerter. Er hat damit auch das Recht, Cover-Versionen zu lizensieren. Alle Abmachungen sind detailliert in einem Vertrag geregelt, der über die unten genannte Kontaktadresse angefragt werden kann.

Die Idee, Verwertungsrechte für einen Pauschalbetrag zeitlich begrenzt zu übertragen, könnte ein Zukunftmodell für die Beziehung zwischen unabhängigen Autoren und Songwritern einerseits und Musik-Vermarktungsfirmen oder Content-Anbietern anderseits darstellen.

Links
– Eine Hörprobe des Titels findet sich unter http://www.myspace.com/lusiol
– Die E-Bay Auktion findet sich unter http://www.ebay.de. Artikelnummer: 4887358142
– Für interessierte Bieter steht die folgende Kontaktmöglichkeit zur Verfügung: pocke.bieter (at) gmail.com

Presse-Information
Matthias Jung
Mougins, Frankreich
xxxx (at) gmail.com

Das ist ganz erstaunlich. Das Startgebot liegt übrigens bei 10.000 Euro, Sofortkaufen kann man für 100.000 Euro. „Die Pocke ist drin“ ist so etwas wie ein Fussballsong. Keine besonders exklusive Musik, keine bedeutende Abweichung vom Schema, eher Mainstream. Aber alles ist eben fertig. Den hinter der Auktion liegenden Nutzungsvertrag habe ich nur überflogen, das können Rechtsanwälte besser beurteilen.

Was nun doch so erstaunlich ist an dieser Geschichte: Ein Komponist/Texter übernimmt jenseits von der [GEMA] seine Rechte hier wahr. Die Sache ist nicht frei, die Sache ist nicht [Creative Commons], die Sache ist nicht billig (bestenfalls günstig). Wer also sollte mitbieten? Bestenfalls jemand, der das nötige Geld hat und das Potential dieses Songs sieht (sofern vorhanden). Oder jemand Böses, der dies auch sieht, aber will, dass dieser Song die nächsten fünf Jahre nicht genutzt wird.

Und dieser Vorgang ist auch interessant, weil er offen zu erkennen gibt, was so ein Stück Wert sein soll — für fünf Jahre wenigstens. Mich hat das Startgebot zunächst überrascht, dann aber zählt man 1 und 1 zusammen. Komposition, Arrangement, Aufnahme — alles in Studioqualität (glaub ich). Da schlagen die Kosten dann doch zu, so dass die Grundkosten (plus künstlerisches Honorar) mindestens drin sind.

Ob das Schule machen wird? Muss ich mal nachverfolgen.

Nachtrag: Standort des Titels: Mougins, Provence-Alpes-Côte d’Azur, Frankreich – keine schlechte Wahl. Und der Song ist angeblich neu. Lustiger wärs, er wäre ein Plagiat. Aber dieser Vorwurf könnte natürlich kommen, berechtigter- oder unberechtigter Weise.

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