27. April 2024 Die Masse lebt

Black-Box D

Stempel

Zur Illusion zählt die Illusion. Mit erstaunlichem Beharrungsvermögen neigen einige zum Muster von eines konsequenten Behaviourismus der Konsequenzlogik in der Analyse. Wenn hat zur Folge: Dann. Dann hat zum Grunde: Wenn. Es wäre ja auch so einfach, denn … Die Black-Box ist schon lange gegangen und tanzt.

Zurück bleiben die Gewillten und die Patenten. Bei ihnen die ebenso Gewollten und Patenten. Zwischen ihnen ein verdrahteter Staatsschutz und eine ebensolche Bürgerwehr. Die Farben der Kleider sind verschieden und verschieden sind ihre Befehle. Es ist besser eine Art gesellschaftliche Auto-Immunkrankheit.

Das Spiel ist gelernt und es wird gespielt. Räuber und Gendarm, wem gehört was an. Dem! Ein kapitaler Bestäubungsspaß. Vor dem Fenster steht die Avantgarde und träumt. Mittelmachers Landpartie am Rande des Salzweihers – von oben dröhnt Ungemach.

Protest als Ware? Auch nach Kafkas Kenntnis der Traurigkeit ist es nicht schlicht verderblich, eine andere Tür zu probieren statt immer die Gleiche (nur weil es so Usus ist).

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8 Kommentare

  1. Bei mancherlei
    Bei mancherlei „affentheuerlich naupengehäuerlichen Aventiuren“ (Fischart) ist mein favorisierter Libero ja der Herr Chomsky (der sich gleich in mehreren Ligen in meine Zwanzigstes Jahrhundert-Elf gedribbelt hat). Aber hatte nicht seinerzeit Harry Harlows untersucht, ob der Mensch am Ende zur Gattung der höheren Lebewesen zu rechnen und damit der reinen Futterdressur nicht mehr zugänglich ist? Oder ist gar von ganz anderer Art Reflexologie die Rede?

  2. Hi Buster, wenn ich das
    Hi Buster, wenn ich das selbst so wüsste. Eigentlich müsste ich mir immer wieder, vor Nutzung meiner Synapsen, sagen: Ja wie? Was mache ich denn noch alles wrong.

    Fast jedes literarische Werk lese ich mit ungeheurem Gewinn – und momentan lese ich mal wieder viel. Bei den unterschiedlichesten Autoren, bei den unterschiedlichsten Varianten der Auseinandersetzung mit allem komme ich zu dem Ergebnis: “Stimmt!” Alles zusammen kann nicht stimmen. Mal hat Baudrillard recht, mal Butler, mal Kelsen, mal diese, mal der. Und es ist schön, immer wieder etwas dazulernen zu können.

    Je mehr ich mich auseinandersetze, desto weniger führt davon zum Schluss. Panikattacken der Passivität.

    Mittlerweile mutmaße ich, dass es darum gar nicht geht, gehen kann. Wie kann man sein bescheidenes Leben führen – ohne permanent gegen sich oder andere unmoralisch zu sein?

    Und wie kann man sich abschirmen gegen eine “kritische Masse”, die gar nicht auf Kritik gründet sondern auf Masse.

    Nicht gar so selten sehe ich, wie richtige Ansprüche mit den falschen Argumenten auftreten und gerate auch mal ins Feuer, wenn ich richtige Argumente einfüge, die aber nicht befindlichkeitskonform gehen. Das ist beispielsweise etwas, was ich bei Judith Butler einmal lesen konnte. In “Haß spricht” fragt sie:

    Man braucht sich nur vorzustellen, was mir einer meiner Studenten erzählt hat, der ein Buch las und sich dabei dachte: “Ich kann mir die Fragen, um die es hier geht, nicht stellen, denn damit würde ich anfangen, an meinen politischen Überzeugungen zu zweifeln, und das könnte dazu führen, daß ich diese Überzeugungen verliere.” In so einer Situation wird die Angst vor dem Denken und die Angst vor dem Fragen zur moralischen Verteidigung der Politik; politische und intellektuelle Arbeit werden auseinandergerissen. Politik wird genau das, was einen gewissen Anti-Intellektualismus erfordert. Weigert man sich, seine politische Position zu überdenken, wenn sich bestimmte Fragen stellen, dann entscheidet man sich auf Kosten des Lebens und Denkens für einen dogmatischen Standpunkt. (Judith Butler, Haß spricht – Zur Politik des Performativen, Berlin 1998, S. 228 f.)

    Die intellektuelle Struktur der Black-Box D nähert sich meines Erachtens immer deutlicher diesem Dogmatismus an, der in der Blogwelt nicht weniger als in anderen Kommunikationsmedien mit besonderer Orthodoxie sich koppelt.

    Da beneide ich geradezu Menschen wie Redunzl (oder früher Semmel), die sich darum einen Teufel scheren und damit viel präziser sind als vieles um sie herum. (Das fürs erste).

  3. Dass selektive Wahrnehmung
    Dass selektive Wahrnehmung ein Überlebenskriterium ist (nicht nur, aber auch für politische Überzeugungen), ist ja nicht wirklich neu und in mehr oder weniger barockem Umfang ja jedem gegeben.

    Wichtiger ist doch, sich dies bewusst zu sein, zu hinterfragen, zu lernen und gesetzte Grenzen in Frage zu stellen … bla bla bla bla bla bla
    (Du merkst schon: Ich stecke derzeit nicht knie- sondern halstief im rottig-modernden Wissenschaftssumpf und wundere mich über wenig noch, was unreflektiert aus mir quillt, ich gehe besser nun zu meinen Fußnoten zurück).

    Mit dem geradezu Beneiden Anderer bin ich sehr vorsichtig geworden, trägt doch jeder Mensch an seinem Fluch schwer genug.

  4. Das mit dem Neid ist was
    Das mit dem Neid ist was anderes. Ich steht dazu, dass ich genügend andere besser finde als mich. Fluch hin, Fluch her.

    Das mit dem Überlebenskriterium der selektiven Wahrnehmung mag im biologischen und im physischen Sinn ja stimmen. Aber im gesellschaftlichen Ganzen wird damit doch gerne der schmale Weg asphaltiert, den zu beschreiten man angehalten wird. (Da setze ich mich dann lieber auf eine (mückenfreie, strahlenverseuchte, gentechnisch manipulierte, muffige, vermutlich wesentlich grüne) Wiese.

  5. Ach geh mir weg mit
    Ach geh mir weg mit „besser“, geht’s denn ums Schwimmsportabzeichen „Seepferdchen“? Stand nicht die Tage bei mir, wie sehr zum Jammern es ist, dass die Klugen so voller Zweifel sind?

    Ich wollte die selektive Wahrnehmung übrigens kognitiv verstanden wissen. Dass das auch eine prima Ausrede für den geraden Weg sein kann, ist sehr wahr aber wirklich kein hinreichender Grund der Widerlegung.

    Du kennst mückenfreie Wiesen? Gib mir den Längen – und Breitengrad, ich bringe Wein, Brot und Käse mit.

  6. Buster, ich, als Träger der
    Buster, ich, als Träger der Auszeichnung Blog Buster 2006, werde doch wohl meine Seepferdchen vergeben an wen ich mag. Und ich nenne die auch fürderhin “Freischwimmer”. :-)) Nämlich weil es meine ganz private Entscheidung ist. Kein Ehrenzeichen, keine Medaille, kein Rang.

    Mit kognitiv kannste mich immer bekommen. Ich glaube, ich habe nie begriffen, was das ist. Darum stimme ich mal zu, du musst es ja wissen.

    Mit der mückenfreien Wiese. Ich werde sie dir suchen gehen. In meinem Innersten weiß ich, dass es sie gibt. Schon wegen der Hoffnung auf Wein, Brot und Käse.

  7. War das nicht Schlegel:
    War das nicht Schlegel: Über die Unverständlichkeit?:
    „Der Mensch ist vor allen anderen Geschöpfen ein auf Hoffnung gestelltes Wesen; man könnte sagen, es ist ein unsterblicher Geist im Zustande der Hoffnung.“

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