9. Mai 2024 Die Masse lebt

Philosophie – Zwischen Verständnis und Unverständnis

In dieser wohl doch sehr merkwürdig gewordenen Welt der westlichen Moderne verschwinden viele Ding unmerklich. So auch Philosophen. Jean-Francois Lyotard starb am 21. April 1998, also vor gut zehn Jahren. In den alternden 80er Jahren wurde er von mir zwar wahrgenommen (im Merve-Kreis), aber auch dann als postmodern zur Seite geworfen. Eine Rezension seines Buches “Der Widerstreit” im Hessischen Rundfunk blieb mir unangenehm in Erinnerung. Er ging nicht!

Nun hat mir ein Buchladen für eine Bestellung 5 Euro Abschlag geboten. Da war es naheliegend, Lyotards “Widerstreit” endlich mal anzuschauen. Und der erste Blick, die erste Lesung ist zwiespältig. Soweit es Exkurse zur griechischen Philosophie geht, verstehe ich sie wenigstens etwas. Das meiste ist schlechterdings unlesbar. Aber zwischendrin dann Sätze hoher Dichte, die sich selbst verstehen.

Die Wirklichkeit: ein Schwarm von Bedeutungen läßt sich auf einem Feld nieder, das von einer Welt abgesteckt wird. Jean-Francois Lyotard, Der Widerstreit, Frankfurt/M. 1989, S. 95.

Das sitzt – obwohl es eher nicht sitzt sondern hüpft – und sticht aus den vielen anderen, sicherlich oder hoffentlich logischen Analysen heraus. Wie dieser hier:

Sind diese Markierungen des selbstreferentiellen Universums (die deiktischen Indikatoren) einmal ausgeschlossen, so kann jeder beliebige “rote Blume”, die nicht vom ursprünglichen Satz asl Referent dargestellt wurde, die Referenz-Instanz des ostensiven Satzes besetzen, wenn sie den kognitiven Satz, der das Rot definiert, validieren kann. Jean-Francois Lyotard, Der Widerstreit, Frankfurt/M. 1989, S. 79.

Ich kann gar nicht beurteilen, ob es sich um eine Trivialität oder einen ausgesprochen originellen Gedanken handelt, aber das Buch ist voll davon.

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