2. Mai 2024 Die Masse lebt

Preisverfallen – Stalin-Orden für die Musikräte

Sie sind dem Preis verfallen. Das Bundesjazzorchester erhält den ECHO Jazz, Jugend musiziert erhielt den ECHO Klassik. Auf beiden Websites prangt jetzt ein hübsches (?) Logo mit dem Titel: Deutscher Musikpreis. Deutscher Musikpreis, das klingt aus den Ohren der Musikindustrie etwas anders, eher nach Stalin-Orden. 

Den ECHO vergibt die Kulturorganisation der Musikindustrie, die Phono-Akademie. Und wer ist Präsident des Kuratoriums der Phono-Akademie: Der geschätzte Hans Bäßler, Musikpädagogik-Prof. in Hannover, zugleich Vize-Präsident des Deutschen Musikrates (der wiederum das Bundesjazzorchester und Jugend musiziert) ausrichtet. Wer ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Musikindustrie e.V. und auch Vizepräsident des Deutschen Musikrates? Ein alter Bekannter: Dieter Gorny

Es ist klar, dass nicht Bäßler und Gorny die jeweiligen Einrichtungen des Musikrates für den Preis ausgewählt haben. Da wird es eine unabhängige Jury gegeben haben. Von der Musikindustrie. Das ist Nebensache.

Doch das Signal, diesen Musikindustrie-Oskar so hoch zu loben und zu präsentieren, ist nicht produktiv. Was ist mit den vielen Mitarbeitern – teils ehrenamtlich -, die für beie Institutionen bis zum Umfallen arbeiten. Kein Denkmal für den unbekannten Musikrats-Soldaten? 

PS: Das Bundesjazzorchester hat damit übrigens den zweiten Deutschen Musikpreis erhalten. Der erste stammt von 1997 vom Deutschen Musikverleger-Verband und Gesamtverband Deutscher Musikfachgeschäfte (dotiert mit 12.500 Euro mittlerweile). Danach kam 2010 ein Preis des WDR für Jazz Nachwuchs. Da weiß man doch sofort, wo die Prioritäten liegen. 

PPS: Es ist manchmal schon schwierig, in die entstehenden Netzwerke einzudringen. Netzwerken ist ja nicht so ganz schlecht. Aber irgendwann geht auch Netzwerken in ein anderes Stadium über. 

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2 Kommentare

  1. Was hat der Echo mit Stalin zu tun?
    Ich stimme ja durchaus einer kritischen Betrachtung von Preisen und Preisvergabeverfahren zu, insbesondere wenn im Hintergrund verschiedene Interessensgruppen entscheidende Positionen besetzen. Einen Vergleich mit einem Stalin-Orden halte ich dann aber doch für etwas ungeeignet – sei es im Hinblick auf den Stifter, sei es im Hinblick auf die Anlässe einer Vergabe.

  2. Stalin ist für mehr Aufmerksamkeit

    Natürlich ist der Vergleich mit dem Stalin-Orden übertrieben. Aber er ist es auch nicht. Ich kann das Eintreten der Musikindustrie in den ehrenwerten Rahmen bürgerschaftlicher Kultur nicht akzeptieren. Der Musikindustrie geht es nicht um Nettigkeiten. Die operiert knallhart und vim Samaritertum ist das Tun dieses Verbandes weit entfernt.

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