8. Mai 2024 Die Masse lebt

Warum desavouiert der SWR TC so sehr

Oder ist das subtilstes Mobbing? Oder nur eine schlechte Übersetzung eines kruden Gedankens?

Es muss im SWR (öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt) jemanden geben, der den aktuellen Dirigenten seines zusammengeschrumpfen Orchesterapparates noch mehr nicht mag, als der Intendant des SWR, Kai Gniffke, das Radio insgesamt.

Auf einer Facebook-Kachel liest man da, den Dirigenten zitierend über Mahlers 10. Sinfonie:

„Diese Sinfonie ist das eigentliche Zeugnis für die zeitgenössische Musik. Deshalb hatte ich die Idee, dieses Adagio zu spielen, weil es ein großartiges Stück Musik ist, das mir sehr viel bedeutet.“
„Diese Sinfonie ist das eigentliche Zeugnis für die zeitgenössische Musik. Deshalb hatte ich die Idee, dieses Adagio zu spielen, weil es ein großartiges Stück Musik ist, das mir sehr viel bedeutet.“

„Diese Sinfonie ist das eigentliche Zeugnis für die zeitgenössische Musik. Deshalb hatte ich die Idee, dieses Adagio zu spielen, weil es ein großartiges Stück Musik ist, das mir sehr viel bedeutet.“

Es ist irgendwie für mein Spatzenhirn nicht zu verstehen, wie eine Sinfonie zu einem Zeugnis werden kann für die gesamte zeitgenössische Musik, also von Helene Fischers Gesängen bis zum weißen Rauschen auf einer Spotify-Playlist. Ich nehme an, ihm wird in den Mund gelegt worden sein, es handle sich dabei um den Startpunkt, den Zeugungsakt der zeitgenössischen Musik, die als „Neue Musik“ ihren (Start-)Punkt setzt? Jedenfalls ist das seine Idee. Vielleicht gehört das aber auch nur als Beispielspielsatz in den nächsten PISA-Test zur Schreibekompetenz. Oder ist ganz einfach nur ganz schelcht aus dem Griechischen übersetzt.

Aber letztlich scheint TC es doch nur spielen zu wollen, weil es ihm, dem Dirigenten, „sehr viel bedeutet“ und nebenbei ein „großartiges Stück Musik ist“. Und das, obwohl es quasi 1910/11 quasi nie komponiert worden ist und daher nur in einer Version aus Particell und Partiturentwürfen niedergelegt wurde.

Dieses Werk, das es nicht nur gibt, weil es von fremden Händen vervollständigt oder ergänzt worden ist, ist also das eigentlich Zeugnis „für“ die zeitgenössische Musik. Welche Schulnote wohl in diesem Zeugnis steht? Man kann Adagio der 10. Sinfonie von Gustav Mahler, viel sagen, aber ein bisschen sollte der Ausdruck dann auch stimmen.

Egal. In dem Konzert selbst, gibt es dann dreieinhalb Uraufführungen zu hören. Zur Programmheftprosa gehört es, dass auch jemand, der Musikjournalismus an der Folkwang-Uni Essen unterrichtet mit von der Partie ist. Er schreibt da zum Beispiel:

„Wie Mark Andre bürgt auch sein französischer Kollege Philippe Manoury für Qualität.“

Ja, sind wir hier auf dem Hühnerhof? Nee, bei SWR Classic. Immerhin erfährt man etwas über Sigmund Freud:

„Den von Krankheiten ohnehin schon arg gebeutelten Mahler nimmt alles derart mit, dass er sich Rat sucht bei Sigmund Freud. Einfach dürften dessen Fragen auch nicht gewesen sein. Vielleicht aber kurz. Reden soll ja der Mensch auf der Couch.“

Vielleicht hat er da auch Anton Webern getroffen, der gerade … vom Einkaufen bei Billo zurückgekommen ist mit etwas Gespürmaschinensalz in der Jute-Tasche.

Was hilfts? Hauptsache Musik!

 

 

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