9. Mai 2024 Die Masse lebt

Gegeneffekte in der Tech-Ökonomie

Schlecht geschlafen und schlecht geträumt, so wie auch die Nacht davor. Was spielt sich da ab? Ich korreliere etwas frei: Wenn ich tags zuvor besonders gute Musik gehört habe, ist die Nacht übel. Vorgestern war es Musik von Prince, gestern Musik von Benjamin Schaefer und ein Album mit zeitgenössischer kolumbianischer Musik für Akkordeon mit Eva Zöllner.

Das hörkritische Ergebnis zum Album Benjamin Schaefers findet man in der HörBar der nmz.

Benjamin Schaefer – Power

Zurück zum täglichen Tun und Lassen. Ich finde, beim aktuellen Rumgehype um KI-Anwendungen wird zu wenig auf die ökonomischen Bewegungen geschaut, die dahinterstecken. Für uns User geht es meistens um Bequemlich- und Ulkigkeit. Das nudelt sich aber mit der Zeit ab. Gerade im Bereich der KIs, die mit Bildbearbeitung etc. zu tun haben. Aktuell setze ich auch Software aus dem Haus Topaz ein, die überall ein Suffix „AI“ mit sich führt. Sie sollte Bilder vergrößern können, sie soll Bilder schärfen können, sie soll Entrauschen und Filtern oder alles zusammen. Sie erkennt manchmal die Probleme einigermaßen gut. Und sie kostet Lizenzgebühren. Ebenso wie die Nutzung in der Creative Cloud von Adobe Firefly, was ich ziemlich langweilig finde. Oder jetzt gerade noch im Kostenlos-Bereich die „LanguageTools“, die mir bei der Tippfehlersuche helfen soll, so wie das Duden-Teil unter Papyrus auch (da wieder lizenziert).

KI kostet. Irgendwann muss das auch wer bezahlen. Davor aber gilt es, das Rennen um den Markt zu gewinnen. Das ist noch Investition – so wie Amazon auch lange, lange Zeit nur rote Zahlen geschrieben hatte, bis die Konkurrenz vom Platz gefegt war. Ziel ist immer, das Monopol zu haben und zu halten. Dabei kommt es zu Störungen ganz eigener Art, die man nicht vorrangig auf dem Schirm hatte. In seinem wöchentlichen Newsletter ist Michael Seemann (mspr0) on Fire.

„… Im Kern besteht die politische Ökonomie der generativen KI also aus der Geiselnahme unseres kulturellen Graphen durch die Infrastukturlayer-Unternehmen. Eine Geiselnahme, die sie nun durch Urheberrechtsdeals versuchen zu legalisieren und damit zu konsolidieren. Der Plan ist, uns ein verschwommenes JPEG des Internets in Form von komprimierten Promtantworten zurück zu verkaufen, denn Lösegelder sind schließlich auch prima Renten. Wie es der Zufall so will, produzieren dieselben KIs in der Zwischenzeit so viel Unsinn, Zombiewebsites und KI-Propaganda, dass die Brücken zurück zu dem alten soziotechnischen Archiv von einem Tsunami aus Scheiße weggerissen werden und wir gar keine andere Wahl haben, als zusammen mit den Techbros auf die Erlösung durch AGI zu hoffen.“

Ich sehe es sehr ähnlich. Generative KI ist ein Geschäftsmodell. Als schlechter Philosoph würde ich ergänzen: ein Geschäftsmodell zum Abbau oder gar zur Verhinderung einer aufgeklärten oder emanzipatorischen Zukunft.

Die Dinge haben eben nicht nur gewünschte Effekte, sondern auch unerwünschte, trollige.

 

 

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