27. April 2024 Die Masse lebt

Vom Verschwinden / Das Radio vernagelt sich selbst

03 27 Blick nach Norden. Foto © MH
03 27 Blick nach Norden. Foto: © MH

Es verschwindet immer wieder vor allem auch das Falsche. Warum verschwinden dagegen nicht die Sorgen. Warum bleibt die Wut und die Verzweiflung?

03 27 mensch und meer Foto MH
03 27 Mensch und Meer. Foto © MH

Untergang statt Auferstehung

Ab 2. April verschwindet „rbbKultur“ aus dem Progamm und heißt dann prägnant „radio 3“. Die Politik schweigt sich in Hüllen, meint, auf andere Art formuliert, Arno Lücker im Bad Blog Of Musick. Wobei ich eher finde, auch hier hat die Politik nichts zu suchen. Politik im Rundfunk war immer schon der Anfang vom Ende.

Zu Grabe getragen werden auf Bayern2 zahlreiche Sendeplätze. Trauerfeier am 9. April um 17 Uhr vor dem Gebäude des Bayerischen Rundfunks in der Nähe des Bahnhofs. Man kann dem Verschwinden nur noch zuschauen, ändern lässt sich da gar nichts mehr.

Und das alles zu Ostern! Und danach. So als wolle man den radiophonen Karfreitag nie enden lassen. Nein, man nagelt das Grab sogar selbstbewusst zu. Es soll nur nichts Bedenkenswertes mehr aus dem Radio klingen.

Wie hat sich alles doch verhärtet. Vor ziemlich genau 10 Jahren hat Moritz Eggert einen Offenen Brief an Tom Buhrow, den Intendanten des WDR geschrieben. Und er hat sogar eine Antwort erhalten (noch lesenswerter übrigens die Kommentare darunter). Die Antwort Buhrows war natürlich schon damals windelweich. Aber immerhin gab es noch Reaktion. Heute kann man solche Initiativen gleich in die Tonne kippen.

03 27 Feuer im Garten. © MH
03 27 Feuer im Garten. © MH

 

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Ein Kommentar

  1. Ich hätte dazu was zu sagen. Es wäre aber justiziabel, also lasse ich es besser. Und schweige, wie so viele andere aus meinem Umfeld, die sich zu diesem Thema auch nicht mehr öffentlich äußern, weil sie in den vergangenen Jahren beigebracht bekommen haben, dass sie mit ihrem Anspruch an intelligenten, humanistischen, relevanten, nicht intellektuell beleidigenden, unverwässerten, unverdudelten Hörfunk nicht nur unerwünscht sind, sondern sogar als störende Subjekte betrachtet werden – störend auf dem Weg zur Beseitigung der Grundwerte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

    In meinem Bekanntenkreis gab es vor einigen Jahren noch zahlreiche Menschen, die Radio gehört haben, irgendwann bevorzugt und dann ausschließlich Kulturprogramme. In den vergangenen ca. 5 Jahren ist dieser Anteil deutlich zurückgegangen, im Dezember 2021 mit der Umstellung des ARD-Hörfunks via Satellit und Kabel auf den beinahe proprietären AAC-Standard dann nochmals sprunghaft zurückgegangen – und inzwischen läuten die Totenglocken auch für den Rest an Beachtung, die die ARD noch in diesen Haushalten zugebilligt bekommt. Es betrifft neben Bayern 2 und rbb Kultur (die ich ohnehin kaum beachtete) ja auch aktuell noch SWR 2.

    Kein Radio mehr zu hören ist inzwischen bei ehemaligen “Radioliebhabern” völlig normal. Radio sollen zunehmend nur noch die hören, die gar nicht zuhören. So ist es geplant, so wird es umgesetzt.

    Nüchtern betrachtet: wir brauchen in diesem Land gar keinen poltischen Machtwechsel hin zu Rechtsextremen oder gar Faschisten, um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu beseitigen. Die Führungsgremien der öffentlich-rechtlichen Anstalten bekommen das auch ganz von selbst hin. Vorauseilend. Das ist ihr Beitrag zur Zivilgesellschaft. Da läuft hochgradig was schief.

    Denn zahlen muss man immer noch. Für das Abkippen irgendwelcher Kulturfragmente in die Weiten des Internets und für das Bespielen asozialer Hetzplattformen (wobei es dort vielleicht wenigstens ein kleinwenig zur Verdünnung des massiv vertretenen Inhalts widerwärtigster Sorte dienen kann). Ich empfinde es als Provokation zu erwarten, dass ich diese Müllhalde regelmäßig umgraben und sieben soll, um das Relevante dort herauszuholen und es dann am Computer (= am Schreibtisch) oder auf dem Schmierfohn zu konsumieren. Andere (meine Mutter beispielsweise, geistig hell wach, aber unfähig, menübediente Geräte und das Internet zu nutzen) können das gar nicht. Zahlen muss auch sie noch – ganz “solidarisch”, ohne nutzbaren Gegenwert.

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