21. Mai 2024 Die Masse lebt

Apropos Apriorismus

ich meine natürlich Patriotismus. Vor wenigen Tagen jährte sich zum 20. Mal ein Meilenstein der Deutschen Demonstrationsumgangskultur: Der Hamburger Kessel. Vom 8. auf den 9. Juni 1986.

Die Einkesselung der Demonstranten begann kurz nach 12 Uhr mittags und endete erst lange nach Mitternacht, als die letzten Menschen abtransportiert und auf Polizeiwachen in ganz Hamburg verteilt waren. Während der Einkesselung wurde z.B. den Eingeschlossenen bis 17 Uhr der Gang zur Toilette verwehrt. [Was nicht heißt, dass man ab 17 Uhr gemütlich ein Toilette aussuchen konnte, siehe hier.]

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10 Kommentare

  1. Oh, danke, das hätte ich

    Oh, danke, das hätte ich übersehen. Dabei sind damals viele Freunde von mir entweder selbst Opfer der Willkür gewesen oder dadurch nachhaltig politisiert worden.

  2. Ja, das war der erste Kessel

    Ja, das war der erste Kessel dem viele folgten, das wurde danach Polizeistrategie um die Datenbanken vollzukloppen.

  3. Ich weiß gar nicht mehr,

    Ich weiß gar nicht mehr, warum mir das eingefallen ist. Es hatte wohl mit der Polizeiarbeit in Berlin zu tun. Mich wunderte es selbst: Ich dachte, es sei entweder kürzer oder länger her.

    Man müsste da mal eine Poizeigeschichte Hamburgs schreiben. Mit Schill und Schand fährt sie dahin.

  4. Ob es das wirklich noch

    Ob es das wirklich noch nicht gibt? Muss ich mal unseren bisherigen Kreisvorsitzenden bei den Grünen fragen, der ist Polizist 🙂

    Das Absurde ist ja aber, dass Schill und schrille CDU-Kampagnen verfingen, obwohl die SPD auch eine astreine rechtslastige Polizeipolitik fuhr. Immerhin folgte auf den Kessel auch das „Hamburger Signal“ und die „Kritischen Polizisten“.

  5. Apriorismus – Patriotismus –

    Apriorismus – Patriotismus – Priapismus ;=)

    sorry, aber lag irgendwie in der Luft, trotz des ernsten Themas…

  6. Ein Zeichen der Besserung

    Ein Zeichen der Besserung war auch das Auftreten der Polizei bei der letzten (versuchten) NPD-Demonstration in Dresden, als die Gegendemonstranten die Elbbrücke blockiert haben und die Polizei den Neonazis „leider“ sagen musste, dass sie ihre Demonstration so nicht durchführen können. Da wurden fachliche und sicherheitstechnische Argumente ins Feld geführt und die Nachgeplänkel verliefen im Sande.

    Ich denke schon, dass sich seit dem Hamburger Kessel einiges getan hat. Mein eigenes diesbezügliches Erlebnis war ja der gewaltsame Auftakt zu den wenig später friedlichen Demonstrationen in Dresden im Jahr 1989.

    Aber der Einsatz der Polizei gegen gewalttätige Hooligans, die vor dem Spiel Deutschland gegen Polen Randale angekündigt hatten, war IMHO schon notwendig und dazu muss die Polizei auch entsprechendes Werkzeug haben …

  7. Bei der (den) Polizei(en)

    Bei der (den) Polizei(en) hat sich einiges durchaus entwickelt. Was man nicht vergessen sollte, selten agiert die Poizei von sich aus, sondern auch ihr wird diktiert, wie sie sich zu verhalten habe. Somit sind selten genug die Polizisten selbst die Übeltäter (gelegentlich sind es aber schon welche in ihren Reihen).

    Man stelle sich aber einmal vor, so einer wie Schill hätte auch in der DDR diktiert, in diesen Momenten. Ich weiß nicht, ob das dann so ausgegangen wäre. Zweierlei Maß der Dinge eben. Aber ist natürlich rein spekulativ.

  8. Auf der Ebene der Inneren

    Auf der Ebene der Inneren Sicherheit hatten wir in Dresden im Oktober 1989 ja eine ähnliche Situation, da waren zunächst Hardliner auf der einen Seite und verzweifelte „Wir-wollen-raus“-Menschen auf der anderen Seite, was sich in ziemlich unkontrollierter Gewalt entlud (die auch durch DDR-Gesetze nicht gedeckt war!). Manches ist da noch schlimmer gewesen als im „Hamburger Kessel“.

    Sobald die Demonstrationen mit viel mehr Menschen und „Wir-bleiben-hier“ geführt wurden, konnten sie eigentlich nichts mehr machen …

    Ich kenne mich mit den westlichen Verhältnissen zur Zeit des „Hamburger Kessels“ ja nicht aus eigener Erfahrung aus, aber man muss auch immer beachten, welches Verhältnis die Demonstranten selbst zur Gewalt haben/hatten.

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