9. Mai 2024 Die Masse lebt

Gesagtes und Ungesagtes … / Die Kunst, zu antworten, ohne die Frage zu berücksichtigen / …

Ich distanziere mich von allem, was ich nicht gesagt habe. Und von allem, was ich gesagt habe und dabei nichtgesagtes nicht gesagt habe. Ich distanziere mich nicht von dem, was ich gesagt habe. Ich habe es ja gesagt. Aber ich finde nicht immer alles so supertoll, was ich mal gesagt habe, doch es wird ja nicht besser dadurch, dass ich jetzt sagen würde, ich hätte es besser nicht gesagt oder anders gesagt.

Mein Anwalt in Sachen Kriegsdienstverweigerung sagte mir damals: Sagen Sie nicht, dass Sie eine Komposition Peter Paul Zahl und Johann Georg Elser zugeeignet hätten. Ich habe es damals nicht gesagt, ich wurde auch nicht dazu befragt. Ebenso nicht, wie die Tatsache, dass ich unmittelbar, nachdem ich im Kreiswehrersatzamt bei der zweiten Vorladung “durchgefallen” war, in Braunschweig sofort eine Platte des “Ersten sogenannten linksradikalen Blasorchesters” mit zugelegt hatte. Mit gelben Birnen.

Heute wie damals: Die Rechten sind nicht allein das Problem, sondern diejenigen, die ihnen zujubeln. Ich verstehe nach wie vor nicht, wie man sich mit Menschenfeindschaft und Gewalt gegen Verfolgte und Geschwächte solidarisieren kann. Solches Verhalten führt immer in den Untergang von Menschen, Völkern und Welten.

Ihr Menschen draußen, lasst das nicht zu.

Berlinische Galerie. Foto: MH
Berlinische Galerie. Foto: MH

Facebook adé

Etwas Ähnliches bereits am gleichen Tag vor acht Jahren notiert.

Das ist nicht mehr meine Welt. Immer mehr nimmt in “Kommentaren” bei Facebook und Co die Haltung überhand, die gar nicht auf etwas Gesagtes eingeht, sondern schnellschell reagierend etwas absondert, um sich selbst auf die Agenda zu setzen. Das ist völlig unabhängig von links und rechts. Früher waren die Trolle nur drollig-nervig, heute sind sie nur zum Schein am Argument und stören wirklich.

So nach dem Motto beispielsweise zum Thema Streichtrio: “Was sollen wir über Streichtrios reden, wenn da doch keine Trompete mitspielt. Da muss man sich nicht wundern.” Oder: “Ich habe schon viele Bläserquintette gehört, man muss die nur aufs Programm setzen, dann braucht man auch keine Streichtrios.” Das allerdings unterscheidet ja die “Argumentationfiguren” dieser Leute unmaßgeblich vom Argumentationsverhalten beispielsweise der AfD. Nicht zur Sache sich äußern, sondern das aus dem zugerichteten Hirn herausblubbern, weil man es ja kann und eine Mission hat. Fast niemand hat mehr die Muße, Texte im Detail zu lesen. Wenn man die grobe Linie glaubt verstanden zu haben, reicht es. +++ Reicht es eben nicht!!

Selbst “kluge” Leute betroffen. Mir tut der Kopf weh davon.

FODDOS

SCHÖNHEIT

Naturschönheit. Foto: MH
Naturschönheit. Foto: MH

„Die Möglichkeit, daß die Welt zu schön werde, ist für mich so arg schreckhaft nicht.“
[Band 8: Soziologische Schriften I: Diskussionsbeitrag zu »Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft?«. Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, S. 5784 (vgl. GS 8, S. 585)]

LANDSCHAFT (OST)

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Vor 11 Jahren. Foto: MH
Vor 11 Jahren. Foto: MH

 

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