29. April 2024 Die Masse lebt

Kulturinstitut? Die Deutsche Phono-Akademie

Gestern lief der großartige Film über Anna-Lena Schnabel im TV. Zur Sprache kamen dabei eigenartigen Verhältnisse beim Zustandekommen des ECHO Jazz. Ich habe in der JazzZeitung.de einiges angedeutet:

TV-Tipp: Der Preis der Anna-Lena Schnabel (3sat) – und ein medienpolitisches Ärgernis

Was man sich dabei immer vor Augen halten muss, ausgerichtet wird der ECHO Jazz von der Deutschen Phonoakademie. Nach eigenen Worten.

Die Deutsche Phono-Akademie, das Kulturinstitut des Bundesverbandes Musikindustrie e. V., ehrt mit dem Preis jährlich herausragende und erfolgreiche Leistungen nationaler und internationaler Künstler. (Quelle)

Manchem kommt die Kombination schon etwas eigenartig vor. Das klingt ein bisschen wie das Freiheitsministerium von Nordkorea. Aber eben so handelt es. Wenn es kaum Honorare für die auftretenden Künstler beim ECHO Jazz verteilt. Oder wie Geschäftsführer Florian Drücke über das Einsparpotential bei einer Kürzung des roten Teppich nachdenkt.

Der angeblich so bedeutende Preis, den man sich leisten können muss, was ist das denn wohl? Ich nehme an, dass auch der angebliche Vorstand in Person Prof. Gornys schwer Eintritt zu entrichten hatte. Die Presse auch, überhaupt. Alles wegdeckeln.

Es wäre einfach ein bisschen ehrlich, wenn man das zugeben würde; und es wäre auch ein bisschen ehrlich, wenn dies alle Beteiligten täten. Auch die Künstlerinnen, auch die Journalistinnen, auch die Labelbetreiberinnen, auch die Moderatorinnen. Und die Fans. Anders freilich, wenn sich alle gerne betrügen lassen wollen. Auch das wäre hinnehmbar, wenn man es kenntlich machen würde. Als musikalische Butterfahrt oder als Kaffeefahrt für ein darbendes Metier. Am Ende hat man dann seine musikalische Wärmedecke gut verkauft.

Aber es sind auch die Mitglieder der Jury zu erwähnen, die den Preis “nobilitieren” – vom WDR, dem NDR, Jazzjournalisten mit Amt und Würden. Alle machen sie da mit. Manche aber eben auch definitiv nicht. Die Presse-Interviews vor Ort mit dem andauernden “Was bedeutet Ihnen der Preis?”-Gefrage, auch schwach. Stark hingegen 3sat, die das Stück sendeten. Und stark der Filmautor. Stark manche Interviewpartner innerhalb des Filmes.

Anna-Lena Schnabel hat die Sache im Film übrigens wirklich gut gelöst. Wenn man schon mal da ist, kann man auch ein bisschen die Leute an die Wand fahren lassen.

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