Jetzt konnte ich eine Woche lang kranheitsbedingt nicht die Jazz-Radiowoche erstellen. Heute gedachte ich, das für die Kalenderwoche 37 vom 9.9. bis 15.9.24 zu erledigen. Daher die Bookmark zur ARD Radiosuchmaschine geöffnet und sofort innerlich geheult. Die alte Suchmaschine für Sendungen in den Radios der ARD und Deutschlandfunk und -radio ist weg.
ARD-Radiosuchmaschine ist endgültig Geschichte
Schön war sie nicht und in den letzten Jahren wurde sie immer weniger gut gepflegt (Schlagwortsuche war längst außer Betrieb). Aber ein paar Restinformationen konnte man abholen. Egal ob Jazz, “Neue Musik”, Hörspiel oder Feature. Das vielfältige Leben im Radio war halberwegs erschließbar. Da man über das Internet und teilweise DAB+ auch Sender aus anderen Landesteilen mithören konnte, war dies eine angenehme Sache.
Jetzt ist es vorbei. Das Radio ist in der ARD nicht mehr wirklich existent. Es wird zum Tagesbegleitmedium, was man halt so mithört, degradiert. Bestenfalls.
Das korrespondiert mit Ausdünnung des Progamms insgesamt. Es wird in der ARD abgebrochen, wo man denkt, abbrechen zu können. Die Jazzsendungen werden zusammengelegt oder gekürzt. Die Programmteile für Neue Musik werden an weiten Stellen ebenfalls weggeschnitten (auf BR-KLASSIK entfällt pro Woche eine Ausgabe der “Horizonte” zum Beispiel).
Das ganze Debakel wird man nach Abschluss des ARD Radiofestivals erkennen können. Dann wird nachgezählt.
Und sonst so?
Erschreckende Ergebnisse einer Studie zu Geschlechtergerechtigkeit in der deutschen Jazzszene sind von der Deutschen Jazzunion veröffentlicht worden, die JazzZeitung berichtet.
Die nmz weist hin auf die Bedrohung des Komponisten Vladimir Tarnopolski. Wegen ominöser Fehler läuft das Visum des russischen Komponisten für Deutschland ab. Man fordert ihn auf, den Kritiker Russlands Politik, sich in Moskau um ein neues Visum zu bemühen. Mein Kollege Mathis Ubben hat den Fall im Newsletter der nmz zusammengefasst (zum Abo des Newsletters):
Der russische Komponist und langjähriger Ost-West-Kulturbotschafter war 2022 als direkte Reaktion auf den Überfall Russlands auf die Ukraine mit seiner Familie nach Deutschland aufgebrochen. Und ist hier mit offenen Armen empfangen worden. Zumindest bis jetzt, denn wenn es nach den deutschen Behörden geht, soll Tarnopolski nach Angaben aus seinem direkten Umfeld bis in gut zehn Tagen ein Visum vorweisen – wofür er allerdings nach Russland reisen müsste. Was das für einen Kriegskritiker bedeutet, sollte klar sein. Entsprechend ist von Freund*innen und Kolleg*innen Tarnopolskis ein Brief an die deutschen Behörden aufgesetzt worden.
Als Alternative bleibt dem in der deutschen Szene verwurzelten Tarnopolski nämlich nur, über ein Asylverfahren den Flüchtlingsstatus anzunehmen, damit einhergehend seine Arbeitserlaubnis zu verlieren und womöglich auch in ein Flüchtlingsheim ziehen zu müssen. Andernfalls droht die Abschiebung.
Stattdessen schraubt man an der Verschärfung des Asylrechts herum. Wer aber über die Klinge springt … Opfer für die Anbiederung an Merz und Weidel muss man eben machen.