André Spiegel über seinen Auftritt bei taktlos:
Ich fand es aufschlußreich, von Dieter Gorny eine Reihe von Argumenten in Reinkultur zu hören, die sonst selten so ausdrücklich formuliert werden (“Wenn ich ein Brötchen klaue, ist das Diebstahl, aber wenn ich ein Musikstück klaue, soll das keiner sein?”) Wer letztlich die besseren Argumente hatte, mögen die Zuhörer entscheiden.
Man kann die Frage objektiv entscheiden. Der Diebstahlsvorwurf ist so formuliert nämlich vollkommen falsch. Das Brötchen ist erst mal da, und klaut man es, ist es nicht mehr da wo es vorher war (normalerweise: es wechselt für gewöhnlich Ort/Lage und Besitzer). Also wenn Brahms dem Beethoven seine 10. Sinfonie klaut und sie als seine 1. verkauft. Das ist Diebstahl. Dem armen Beethoven ist “sein Brötchen geklaut worden.”
Bei den nicht erlaubten Downloads ist es was anderes. Da nimmt man nicht etwas weg, sondern nutzt etwas, obwohl man das nicht darf ohne die erforderliche Erlaubnis. Oder man hat sie, dann darf man. In der Regel muss man dafür etwas dem Rechteinhaber bezahlen. Das ist was anderes als mit dem Brötchen. Wenn man das nutzt, ist es da weg, wo es war (in der Auslage). Und es ist nicht so, dass dem Nutzer ein Magenverwertungsrecht zugesprochen wird, das Brötchen aber trotzdem in der Auslage liegen bleibt.
Da hilft es vielleicht weiter, wenn man einmal die Einkommenszustände ansieht, wie sie in der Künstlersozialkasse repräsentiert werden. Das jährliche Durchschnittseinkommen eines bei der KSK Versicherte, Bereich Musik beträgt: 9.459 Euro. Das ist so wahnsinnig viel nicht. Wenn also behauptet wird, es gehe vor allem den Künstlern an den Kragen, so kann man sagen, mehr zu geht der Kragen aber auch nicht.
Und diese niedrigen Erlöse (in die auch Tantiemen einflißen wie Ausschüttungen von Verwertungsgesellschaften sonst auch) sind nicht erst da, sei massenhaft CDs kopiert werden oder Soundfiles aus dem Internet “gesaugt” werden. Freilich sind nicht alle Künstler in der KSK versichert, schon gar nicht die amerikanischen wie Prince oder Michael Jackson. Es sind nur 40.264 (Stichtag 1.1.2006) im Bereich Musik.
Die Kunst des Komponisten, wenn er von seiner Tätigkeit leben will, ist es die richtige Kunst zu machen oder aber einen guten Job zu haben. Im E-Bereich wird man sicherheitshalber Professor für Tonsatz oder Komposition – schlechterdings auch Klavierlehrer.
Das Prinzip ist ähnlich wie in der Physik ein Phänomen, dessen Name und Prinzip mir gerade entfallen ist: Viel Geld bindet viel neues Geld. Wenig Geld hat wenig Bindung. Vor diesem Hintergrund ist die Frage der Kreativität ein Hohn. Es geht um Geldverteilung und nicht um Kreativität, den angeblichen Rohstoff der Zukunft. Kannste vergessen.
Wird fortgesetzt.
Naja, also wenn Herrn Gornys
Naja, also wenn Herrn Gornys Vergleich hinkt, was richtig ist, dann muss aber auch gesagt werden, dass Dein Beweis dafür, dass es den Künstlern auch ohne Filesharing und co gar nicht mehr viel schlechter gehen kann, auch hinkt.
Zumindest wenn man die KSK Zahlen zugrunde legt. Denn: Noch ist die Angabe über die Einkünfte eine freiwillige, die nicht weiter überprüft wird. Und anhand dieser freiwilligen Angabe wird dann der Krankenkassenbeitrag des Versichtern für das nächste Jahr festgelegt. Wenn Du also Künstler wärst und möglichst wenig an die KSK zahlen möchtest, was würdest Du tun …. ?
Grüße, Eva
“Auch ein Vergleich der
“Auch ein Vergleich der hinkt, geht,” sagte mal einer im Bundestag. Aber es stimmt. Immerhin aber gibt es Zahlen, die präzise sind – auch wenn sie falsch sein mögen; denn davon kann man ausgehen.
Die Zahlen der Phonographischen Wirtschaft, was das Verhältnis zwischen unbespielten und bespielten Datenträgern angeht, sind jedoch völlig unpräzise – mindestens, was denn dann auf den Datenträger bespielt ist.
Dass aber die Einkommenslage der gewöhnlichen “Künstler” in diesem Lande nicht so toll ist, kann man mit Fug und Recht behaupten.
Übrigens. Wenn man die Zahlen nach oben korrigieren wollte, wäre es auch für die Allgemeinheit teurer. Denn in die KSK zahlen Künstler (50%), Bund (20%) und Verwerter (30%) ein. Da würden die Verwerter dann auch wieder jammern – und der Bund erst. Je weniger die Künstler verdienen, desto weniger kosten sie auch.