9. Mai 2024 Die Masse lebt

EM 2012: Schweden vs. Ukraine – 1:2

Bengt Hambraeus vs. Valentin Silvestrov

Bengt Hambraeus – Doppelrohr II

valentin silvestrov: silent songs

An sich eine klare Sache. Das Stück von Bengt Hambraeus, einem viel zu selten gespielten Komponisten hat trotz seines etwas schwachen Titels die Nase vorn – da geht was ab. Silvestrovs Lied von 1974 dagegen schwummert vor sich hin. Die Flügel ganz eingezogen, selbstverliebt, in sich selbst gekehrt. Wollen die Ukrainer die Schweden auf dem Spielfeld in den Schlaf wiegen? Ich fürchte, auf dem Spielfeld sieht die Sache anders aus. Zackzackzack – da fällt eine Schwede. Na gut, die sich ja auch nicht harmlos. Der Spielwitz von Hambraeus wirkt manchmal etwas spitz, wie eine defekte Klingelanlage. Also Abba haben von Hambraeus nichts mitgenommen. Leider. Der Schlussklang ist etwas altbacken, dramaturgisch zu durchsichtig. Das Spiel ist aus. Könnte den Schweden leider zum Nachteil gereichen. Da sind die im Geiste schon unter der Dusche, während sich ein Ukrainer so durchschleicht und das Ei ins Netz legt. Schweden 1 : Ukraine 2.

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2 Kommentare

  1. Silvestrov verhilft der Ukraine zur Führung
    Wie auch immer der Match ausgehen mag, Valentin Silvestrov würde ich als Komponist nicht unterschätzen (dann doch lieber die ukrainische Nationalmannschaft ;-). Silvestrov wurde in Darmstadt gespielt, von Boulez gefördert, von Maderna dirigiert und von Adorno gelobt.

    Seit den 1970er Jahren komponiert er eine “Meta-Musik”, eine metaphorische Musik in neoromantischem Ideom, welche nicht nur in sich gekehrt ist, sondern welche durch die Schule der “Avantgarde” hindurchgegangen ist.

    Das Beispiellied ist aus dem Zyklus “Stille Lieder” (1974-1977) in einer Zeit in der Sowjetuntion komponiert, welche durch Resignation und Niedergeschlagenheit gekennzeichnet war, das spürt man in der Musik und trotzdem kenne ich keinen schöneren Klavierliederzyklus, der im 20. Jahrhnudert komponiert wurde. Eine Musik die zeitlos und wunderschön ist.

    Hambreaus hat auch seine stärken, doch scheint mir diese Musik für heutige Ohren sehr viel Staub angesetzt zu haben.

    Grüsse aus der Schweiz

    Jürgen

    1. Das ist mal ein Wort

      Danke Jürgen für die fachlich sauberen Kommentare, die weit über das hinaus gehen, was ich mir zusammenreimen kann. Ich gebe ja zu, dass ich Silvestrov gegen viele Kritiker verteidigen würde. Ich kann mich da noch an ein Konzert in den 90er Jahren erinnern. Silvestrov hatte seinen Ton, aber der wollte nicht so recht den Kritikern passen. Es ist Musik mit Aroma. Hambraeus kenn ich fast gar nicht, nur dass Metzger ihn mal gelobt hat über den grünen Klee, Ich häütte den vom Nachnamen her nach Rom gepackt 😉

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