4. Mai 2024 Die Masse lebt

Welttag des Radios / Honoraruntergrenze / Neue Streichquartette in der HörBar

Heute ist der „Welttag des Radios“. In der Reihe zu Musikalischen Jahrestagen auf nmz.de hat sich Ralf-Thomas Lindner zu einem furiosen Liebesgesang auf die Radiowelt hinreißen lassen. Ich kann ihn gut verstehen.

In meiner Sozialisation war das Radio eines der wichtigsten Mittel, um mich über Gott und die Welt zu informieren. Und über Musik! Senderjagd auf Kurzwelle … Kassettenrekorder für die Musikaufnahmen. Lange hatte ich gespart für ein solches Gerät, das ich so mit 12 oder 13 Jahren erworben habe. Für 298 DM stand es bei Hertie im Regal – immer wenn ich diese Kaufhaus in der Nähe des Bahnhofs in Wolfsburg aufsuchte, zum Beispiel, wenn ich auf den Bus wartete, der direkt davor anhielt, raste ich in den dritten Stock zu den Elektronika und sah es mir an. Das Teil trug den Namen „Atlas“, hatte 2 Watt und es vereinte Radio und Aufnahmegerät: Also ein Radiorekorder. Es war mir fortan möglich, den Himmel der Musik zu halten. Okay, etwas schwülstig, in dem Alter hatte mich Mythologie rein gar nicht interessiert, Atlas war für mich das Schulbuch mit den Landkarten.

Ich habe mit „Atlas“ Radio vom NDR mitgeschnitten und zum Beispiel Musik von Franz Schubert aufgenommen, irgendwas mit Rosamunde. Weil ich die Musik so toll fand, habe ich mir eine Geigenstimme, die ich spielen konnte, dazu heraustranskribiert. Fortan konnte ich mitspielen im großen Orchester. Oder das große Carnegie-Hall-Konzert von Benny Goodman mit dem langen „Sing, Sing, Sing“ am Ende. Dafür hatte ich mir aus einem Geigenkasten, den ich auf dem Flohmarkt in Wolfsburg erwarb eine Art Teekistenbass mit Besenstiel und Paketband gebastelt. Mit dem hatte ich dann auch da mitspielen können.Mein Vater hatte ein Heftchen mit Sendeterminen ausländischer Radiostationen mit ihren deutschen Programmen. Und so bekam ich auch mal was von schwedischer musikalischer Volksmusik an die Ohren. Radio war ein Ohr in die Welt.

Das ist jetzt alles lange vorbei … Und heute?

DAB und Internet, es rauscht alles an einem vorbei und durch einen durch. Dem Kulturradio der ARD geht es zudem immer schlechter. Es scheint fast wie eine selbstverschuldete Depression in den ARD-Anstalten sich auszubreiten. In der aktuellen nmz beschäftigen sich Gerhart Baum, Moritz Eggert und Axel Linstädt ausgiebig mit dem Zustand der Radios der ARD.


Und sonst so?


Aus dem Bundeskanzler:innenamt aktuell in Postfach:

Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat heute im Bundeskanzleramt den Verbänden und Gewerkschaften ihre Pläne zur Aufnahme von Honoraruntergrenzen in den Bestimmungen der Kulturförderung der BKM vorgestellt. Demnach soll es für professionelle, freie Kreative in den Sparten Darstellende Kunst, Bildende Kunst, Wort, Musik und kulturelle Bildung eine garantierte Mindestvergütung geben, wenn sie für Empfängerinnen und Empfänger von Fördermitteln bestimmte Tätigkeiten auf Honorarbasis ausführen. (Quelle und mehr lesen)

  • In der HörBar #110 hat sich Michael Kube neue Streichquartette vorgeknöpft und kommt zu Empfehlungen.

Vor ein paar Jahren notiert!

„Dies Pianissimo darf man nicht nehmen, wie es klingt, nicht bloß als Reflex der zartesten Regung der Seele, die es auch ist. Oft, gerade in Weberns Orchesterstücken, aber auch in einzelnen Wendungen der auf diese folgenden Stücke für Geige und Klavier op. 7 und für Cello und Klavier op. 11 ist dies dreifache Pianissimo, das Allerleiseste, der drohende Schatten eines unendlich entfernten und unendlich mächtigen Lärms: so klang, im Jahre 1916, auf einer Waldchaussee bei Frankfurt, der Kanonendonner von Verdun, der bis dahin trug. Hier berührt Webern sich mit Lyrikern wie Heym und Trakl, den Propheten des Krieges von 1914: das fallende Blatt wird zum Boten kommender Katastrophen.“ [Band 16: Musikalische Schriften I-III: Anton von Webern. Digitale Bibliothek Band 97: Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, S. 12782 (vgl. GS 16, S. 117-118)]

Vor drei Jahren Fotos:

Vor sieben Jahren auch Fotos:

 

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