9. Mai 2024 Die Masse lebt

Vor 30 Jahren: Erster Arbeitstag als Lektor bei ConBrio

Heute vor 30 Jahren begann mein erster Arbeitstag bei ConBrio als Lektor oder wie ein Geschäftsführer es bezeichnete: als Produktmanager. Es war damals gedacht als Schwangerschaftsvertretung. Der Verlag war noch sehr jung, nämlich nicht einmal ein Jahr alt und er residierte in der Von-der-Tann-Straße 38 am Rande der Altstadt Regensburgs.

Ich kam gerade frisch aus Berlin, hatte meine Doktorarbeit abgegeben. Keiner konnte wissen, was aus dem Verlag werden sollte. Erfahrungen mit dem Umbruch von Büchern hatte ich bis dahin nicht. Aber ich konnte Bücher lesen, sie kritisch beäugen. Der Rest sollte sich finden.

Empfangen hat mich ein lustiges Völkchen und freundlich aufgenommen dazu. Zu Anfang stand mir nur eine Schreibmaschine zur Verfügung, die im Nachbarraum stand. Und mit der neuen musikzeitung hatte ich gar nichts am Hut.

Es war zudem eine Probezeit und ich rechnete mir aus, dass ich mindestes drei oder vier Monate durchhalten müsste, um im Zweifel wenigstens, inklusive Rückzug nach Berlin, mit einer roten Null rauskommen zu können. Aber es entwickelte sich ja gut.

Die ersten Buchprojekte, die schon längst am Laufen waren, waren:

Die Tätigkeit, bis auf die mit dem vor 11 Jahren verstorbenen Klaus-Ernst Behne, beschränkte sich auf den Erwerb von Rechten an Notenbeispielen und Fotos. Seit dieser Zeit hat sich die Frage nach Urheberrechten bis auf den heutigen Stand zu einem Kernthema meiner Auseinandersetzung mit der Musik entwickelt. Mit der Hinzufügung des Accent Musikverlages für Neue Musik wurde dies ergänzt um Fragen der Rechteverwertung im Bereich der Neuen Musik. Leihgebühren, Großes und kleines Recht, Rundfunkkontrolle via Zeitschrift Dampfradio.

Wie auch immer, es war viel Organisatorisches zu tun: Briefe schreiben etc. Druckverfahren kennenlernen, Druckangebote einholen, Druckdaten zum Belichter bringen. Nur im Zimmer sitzen und Lesen und korrigieren? – Das hätte ja nach Spaß ausgesehen 😉

Mitte des Monats Januar kam dann auch ein Rechner ins Arbeitszimmer. Und das erste Werk, was ich umbrechen sollte, war eine Din-Lang-Broschüre zum Deutschen Musikrat – wer macht was, wer macht mit ….  Eine der umständlichsten Aufgaben meines ganzen Lebens. Mit Pagemaker 2 oder 3 oder 4. Von Druckformaten hatte ich noch keine Ahnung. es war furchtbar. Aber irgendwann dann doch auch fertig.

Zunächst wohnte ich noch in einer spärlich ausgestatteten Wohnung in der Adolf-Schmetzer-Straße, fußläufig zum Verlag, nur mit einem Telefon bewaffnet, einer Luftmatraze, einer Espressomaschine für die Herdplatte, minimal Geschirr. Denn der Berliner Unrat sollte erst ein paar Tage später anlanden. Zum Telefonieren musste man in die Miniküche gehen, weil es sonst extrem im großen leeren teppichfreien Zimmer gehallt hatte.

Und die Musikmesse stand auch an. Das heißt: Produzieren, Produzieren, Produzieren. Und nebenbei alle nötigen Tätigkeiten dazulernen. Ein Praktikum hatte ich auch zuvor nie gemacht. Und so richtig helfen taten zwar alle, aber erlernen musste ich die Sachen am Ende von Grund auf. Niemand war da, der mich lehren hätte können. Die hatten alle selbst zu tun. Aus der der Mannschaft von vor 30 Jahren ist allein Theo Geißler übrig geblieben.

PS: Achja: Internet? Was bitte sollte das sein? Darüber mehr in drei, vier Jahren.

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