8. Mai 2024 Die Masse lebt

Das X-Problem und die Algorithmen / Musikunterunterricht und Petitionswahnsinn / Entfesselungskunst

  • „Die Überzeugung, Rationalität sei das Normale, ist falsch.“ (Adorno – siehe unten)
  • Musik als die/eine Entfesselungskunst denken, bei der elementare Fragen getanzt werden. (Icke – siehe untener)

Das X-Problem

Das eigentliche Dilemma sozialer Netze wie X ist ziemlich einfach erklärt. Die neuen Betreiber beschweren sich über etwaige Zensur oder Einschräkungen der Meinungsfreiheit durch Moderation und Korrektur, halten aber eine Technologie über Algorithmen bereit, die genau dies durch Vorauswahl leistet, nur eben von Maschinen durchgeführt, die man programmiert hat. Ebenso einfach wäre allerdings die Lösung des Problems der Vorauswahl oder der Zensur oder der Verdeckung. Man lässt alles auf die Nutzer:innen völlig ungefiltert los. Eine Timeline, die wahrscheinlich irre interessant wäre, wenn es stimmt, dass pro Sekunde 6000 Tweets abgesetzt werden. Und zack! Freie Rede! Ungefiltert. Die reine Freiheit, das pure Glück. Macht die Algorithmen weg!

Das Musikunterricht-Problem in Bayerischen Grundschulen

Neulich schon berichtet, dass die Zusammenfassung der Unterrichtsfächer von Kunst, Musik und Werken nicht viel Freude im Bereich der Musikerziehenden bereitet hat. Deutschlandweit. Und dass es eine Petition in der Sache bei change.org gab (siehe Notbremsen-Not – aktuell fast 185.000 Unterzeichnende). Warum nur eine? Vom Bayerischen Tonkünstlerverband gibt es jetzt auch eine: „Forderung der Rücknahme der Zusammenfassung der kreativen Fächer in den Grundschulen in Bayern“ auf openpetition.de (aktuell 124 Unterzeichnende) [Stand: 5.3.2024 – 10:21].

Vielleicht starte ich auch eine. Jeder sollte eine Petition starten. Um eine Petition zu starten, braucht man aktuell 133 Petitionen, die diesen Start unterstützen. Glauben Sie nicht?

Der Deutsche Musikrat zum Beispiel hat noch keine gestartet, unterstützt und verlinkt aber die auf change.org, die auch das Stockbild-Foto nutzt, das der Deutsche Musikrat in seiner Pressemitteilung zum Thema verfasst hat. Aber die Abstimmungsfragen werden sich vielleicht bessern, da der alte Musikrat-Generalsekretär der neue Präsident des Deutschen Tonkünstlerverbandes ist.

Relativ gelassen konsequent in der Sache geht es der Axel Brüggemann von crescendo in seinem montäglichen Newsletter an, indem er fragt, was sich vor allem Markus Söder dabei denkt, seine Kultusministerin so agieren zu lassen. Es passt eben zu seinem antikünstlerischen Denken. Kreativität und solche Sachen kann er nicht brauchen. Kann alles weg, sagt er sich.

Relativ nüchtern gesehen: Das Musikinformationszentrum des Deutschen Musikrates listet an dieser Stelle die Stundentafeln an Grundschulen in Sachen Musikunterricht in den einzelnen Bundesländern auf. Ist ja auch Ländersache.

Zusammenfassung: Es ist ein ziemlich diffenrenziert – alle machen, was sie wollen! Was die Sache nicht besser macht. Ich bin nach wie vor dafür, dass der Unterricht gerne zusammengelegt werden kann, wenn der denn adäquat erfolgt und im Umfang gesteigert wird.

Nachhaltigkeit im Musikleben

Die Field Notes aus Berlin von der Initiative Neue Musik rufen zu einem Open Call: Good Practice – Workshop series Community of Practice / Sustainability in New Music 2024 auf. In der aktuellen Ausgabe der nmz gibt es dazu ein Dossier (€), einen Podcast und einen Leitartikel von Rainer Nonnenmann: Biodiversität und kulturelle Vielfalt – Anmerkungen zum Dossier „Nachhaltigkeit im Konzertbetrieb“.

„Alle Fragen verursachen sofort weitere Fragen, weil naheliegende Antworten unversehens zu Konflikten mit weiteren Aspekten führen, die es ebenso zu berücksichtigen gilt, will man wirklich nachhaltig handeln. Wie kann Musik einen Beitrag zur individuellen Selbst- und Welterfahrung leisten sowie zu gesellschaftlichem Zusammenhalt und Demokratie? Und wie bewahren wir gleichzeitig die Freiheit der Kunst angesichts wachsenden Rechtfertigungsdrucks durch ökologische, ökonomische, politische, soziale und ethische Belange sowie durch Versuche, Kunst hierfür in Dienst zu nehmen? Was setzt Musik der wachsenden Verzweiflung und Depression angesichts gegenwärtiger Krisen, Kriege, Katastrophen entgegen? Und wie schützen wir Musik vor Funktionalisierungen und erhalten wir den Eigenwert ästhetischer Erfahrung?“

fragt Rainer Nonnenmann am Ende seines Artikels. Die Antworten stehen aus. Ich würde aber sagen, die beiden letzten Fragen stehen sich gegenseitig im Weg. Wie soll man Musik vor Funktionalisierungen schützen und gleichzeitig verlangen, dass sie Verzweiflung und Depression etwas entgegensetzen soll, muss?

Da hilft nur Dialektik!

Musik als Entfesselungskunst denken, bei der elementare Fragen getanzt werden.

Doku zur Geschichte der Jugendzentrumsbewegung

„Der weltallerbeste Tobias Frindt hat seine großartige Doku zur Geschichte der Jugendzentrumsbewegung in Westdeutschland jetzt komplett frei zugänglich gemacht ❤️
Anschauen! Tolle Doku!“

(via Thorsten Hindrichs auf Facebook)

Rationalität

«Die Überzeugung, Rationalität sei das Normale, ist falsch. Unterm Bann der zähen Irrationalität des Ganzen ist normal auch die Irrationalität der Menschen.» [Band 10: Kulturkritik und Gesellschaft I/II: Meinung Wahn Gesellschaft. Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, S. 8368 (vgl. GS 10.2, S. 587)]

Die Vögel

VG Wort und TOM

Seit ein paar Tagen down bzw. in Wartungsmodus. What is da los?

 

 

 

kritische masse newsletter

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Index